1. Teil: Start „Sail Malaysia“ entlang der Seestrasse von Malaka bis Langkawi an der Grenze zu Thailand
Vor dem Start gab es für viele Segler, die von der Dangabay aus, Singapur besucht hatten, neben intensiven Eindrücken auch unangenehme Begleiterscheinungen zu bewältigen.
Es waren in Singapur offenbar die vielen Klima-Anlagen in allen Gebäuden, Bussen, im Hotel, was sich vor allem in Form einer zwei Wochen lang anhaltenden Grippe mit Fieber und starkem Husten bemerkbar machte – das feuchtheisse und regenreiche Klima trug auch nicht gerade zur Besserung bei – von verschiedenen Booten in der Marina sind Hustenanfälle zu vernehmen und man hilft sich gegenseitig mit allen möglichen Mittelchen und Tipps.
Obwohl noch nicht ganz gesund nehmen wir am Briefing und einem feinen Dinner teil, das von den Organisatoren von Sail Malaysia offeriert wurde – am Tag danach legen wir ab, während viele Segler noch in der Marina bleiben, teils aus gesundheitlichen Gründen, wegen Bunkern oder noch zu behebender Mängel am Boot.
Die in früheren Zeiten wegen Piraterie berüchtigte Seestrasse von Malaka gilt heutzutage für Segler sicher – mit der Einschränkung, dass man sich auf der Malaysia-Seite aufhält.
Über 60 Boote sind gemeldet für „Sail Malaysia“ – die Organisatoren sind bemüht, der Seglergemeinschaft an bestimmten Orten, Land und Kultur nahe zu bringen, was auch aufs Beste gelingt, wie sich zeigen sollte und nach dem Motto:
– Geniesse den Moment: eine Stimmung oder mit einer Person…
– Geniesse eine Stunde: bei einem guten Essen
– Geniesse einen Tag: mit guten Freunden
– Geniesse einen Monat: z.B. wie nach der Hochzeit (;-)
– Geniesse ein Jahr: sehr bewusstes Leben
– Geniesse das Leben: indem Du anderen hilfst…
Die Malaka-Strasse bzw. die 450 Seemeilen vorerst entlang der Küste von Malaysia bis zur Insel Langkawi vor Thailand, wollen wir wegen der vielen Fischer, aber auch namhaften Strömungen in Tagesetappen absolvieren. Zwischen den Etappenorten von Sail Malaysia mit Marinas in Port Dickson – Pangkor – Penang/Georgtown – Langkawi, die wir anfahren wollen, liegen jeweils drei Tagesreisen auseinander – die Ankerplätze dazwischen haben einen Abstand von 40 – 60 Seemeilen, was wegen der Tidenströmung gut berechnet sein muss, um jeweils vor Anbruch der Dunkelheit anzukommen.
Wir starten am frühen Morgen, dem 13. November zusammen mit drei andern SY zur ersten Etappe – mit auslaufender Tide kommen wir gut voran – vorbei an riesigen Industrie-Hafen-Anlagen
bald biegen wir ein in die Malaka-Seestrasse und lassen viele der Frachter die auf Reede sind oder an- bzw. ablegen, hinter uns.
unheimlich viele Abfälle schwimmen an der Oberfläche oder halbwegs unter Wasser – plötzlich sind wir unerwartet in einer Insel voller Schwemm-Material – schnell den zur Zeit mitlaufenden Motor auf Neutral, um nach Möglichkeit nichts in den Propeller zu bekommen…
… alles ok – aber bis Port Dickson gab’s weitere grossräumige Verschmutzungen
Regen kündigte sich an…
An einem Ankerplatz gab es in der Nacht heftigen Wind mit ebensolchem Gewitter – wir wurden um 03:00 angerufen, dass wir wohl auf Drift seien – die Kontrolle und der Ankeralarm zeigten aber keine Veränderung – hätte ja sein können – später stellte sich heraus, dass das anrufende Boot selbst auf Drift war und wegen der neuen Konstellation durch Wind und Tidenströmung uns drei andere Boote aus völlig anderer Perspektive sah.
Kaum gestartet am nächsten Morgen, erfolgten bei regnerischem Wetter Ausweichmanöver, wegen eines fast zwei Seemeilen langen Fischernetzes, dessen Leine an der Wasseroberfläche erst im letzten Moment zu sehen war – es wäre einfach etwas lästig, sich darin zu verfangen.
Die Weiterfahrt nach Port Dickson bescherte uns Begegnungen mit mehreren „schwimmenden Inseln“ (von Schleppern gezogene Barken)… – bei diesigem Wetter gefährlich wegen den oft langen Zugdrahtseilen.
Wir passierten öfters never ending, lange, vor Anker liegende Frachter
Die Port Dickson-Marina liess bezüglich Annehmlichkeiten keine Wünsche offen. Wir nehmen allerlei Bootsarbeiten vor, wie Reinigung, Polieren, Imprägnieren, etc – danach sieht sie wieder gut aus unsere Nicone (;-).
Daneben geniessen wir das Ambiente mit Freunden und Schwimmen im Pool.
Hier trafen wir ein Boot unter Schweizerflagge mit junger Crew, das von Feuerland, Südamerika auf dem Weg nach Japan – Alaska unterwegs ist – eine besonders bemerkenswerte Leistung, da das Boot ohne Motor ausgerüstet ist! Michel der junge Seefahrer wächst auf See auf.
„Sail Malaysia“ organisiert einen Ausflug nach der Stadt Malaka an dem 60 Segler/innen teilnehmen.
Das historisch interessante Malaka: Im Jahre 1511 von den Portugiesen erobert – dann von Holländern und später Engländern beherrscht – seit 1957 unabhängig (unten Foto Museum)
Ein weiterer Landausflug der Segler führte uns nach Kuala Lumpur, Malaysias Metropole
Infos zu Malaysia und der Hauptstadt
– Regenzeit von Oktober bis Dezember – „Einiger Regen“ bis zu etwa einstündigen schweren (warmen!) Regenfällen im tropischen Klima.
– West-Malaysia 11 Staaten – Ost-Malaysia 2 Staaten – 9 Staaten mit Sultans (Royals) als Chefs – 4 Staaten mit Gouverneurs als Chefs
– Sultans (Islam) können 4 Frauen haben
– Bis 1956 engl. Kolonie, dann unabhängig
– Malaysia hat 28.9 Mil. Einwohner – 55 % Malayen, 35 % Chinesen, 10 % Inder und andere
– Religion: 60% Islam, 20% Buddhisten (viele Chinesen), 10% Christen, 10% Hindus, es ist nicht erlaubt andere Religionen zu kritisieren
– Schulsprache: Malay und Englisch, optional andere – Anmerkung: praktisch alle Bewohner sprechen gutes Englisch
– Export Nr 1 ist heute das Palmoil (33%) – Bäume wurden aus Afrika eingeführt – grosse Plantagen (Abholzung auf Kosten des dünner werdenden Dschungels) –- Oel wird für alles mögliche gebraucht – „Petronas“: Begriff für Petrol und Benzin aus Malaysia
– früher grösste Exporte waren Zinn und Kautschuk
– derzeitiges Durchschnittseinkommen bei ca. 500.- US$/Mt
– Reklame für aufstrebenden Tourismus: Klima, keine Naturkatastrophen, Schönheiten des Landes, Kriminalität unter Kontrolle, gutes Gesundheits-System, billig verglichen mit Europa
Damit der Tag gut beginne (Guide), werden wir zuerst zu einer indischen Tempel–Grotte mit riesiger Hindu-Gott-Statue geführt (Murugan, Kriegsgott, Sohn Shivas)
Viele verschiedene Affen bevölkern den Tempel und Touristen müssen aufpassen, dass ihnen diese nichts abnehmen – Photoapparate sollen besonders beliebte Objekte sein…
Hat man die Affen passiert und die vielen Stufen zum Tempel hinauf geschafft, befindet man sich in einer riesigen Grotte
Hier begegnet man vielen Statuen mit verschiedensten Hindugöttern – hingegen ist die Dame im Vordergrund, eine lebende irische Seglerin.
Eine gigantische Bautätigkeit und moderne Architektur prägen das Stadtbild von Kuala Lumpur
Die beiden Petronas-Tower – eigentliches Wahrzeichen der Stadt – lange Zeit höchste Wolkenkratzer der Welt – jetzt noch auf Rang vier
Die Geschichte des immensen Zinnabbaus, welche Malaysia in früheren Jahren Wohlstand brachte, manifestiert sich hier bei einem Zinngefässe-Hersteller mit dem grössten Zinnbierkrug der Welt – die Dame, kanadische Seglerin ist leiblich (;-)
Mit weiteren 3-Tagesetappen nach Pankor
riesige Container-Häfen säumen unsere Route über mehrere Seemeilen – an diesem Tag zuerst mässiger Gegenstrom (Motorsegeln) – später geht es mit flottem Mitstrom zu einem geschützten Ankerplatz, den wir bei Dämmerung erreichen.
Unsere Freunde haben den Spinnaker gesetzt und entfliehen dem Industriegebiet
Über eine Funkmeldung erfahren wir, dass eine Einfahrt in die Pankor-Marina wegen Niedrigwasser erst gegen Abend möglich sei – also abwarten – mehrere Segelboote sind betroffen – unsererseits machen wir an der Südküste von Pankor einen Zwischenhalt vor Anker, geniessen im seit Wochen wieder mal etwas klareren Seewasser ein Bad, dann feinen Geburtstagskuchen und fahren später problemlos, an untiefster Stelle mit 1.20 Meter Bodenabstand unter dem Kiel, in die Marina ein.
Wir treffen hier das Schweizerboot „Slowmotion“ mit Hansruedi als Eigner und Gast Basil, dem Koch, der ein Sabatical einlegte und bald in eine neue Ausbildung einsteigt.
Auf einem Inselausflug besuchen wir u.a. einen chinesischen „Märchentempel“, sowie eine Holzbootswerft, ähnlich wie in der Türkei, wo Fischerboote, wie abgebildet, ohne Pläne nach alter Tradition hergestellt werden
Wiederum ist einiges los, das unseren nächsten Start beeinflusst…
es sind so simple Sachen wie: wann bekommen wir die Wäsche zurück, Suche nach verlorenem Handy – später auf Vordeck gefunden – funktionierte vorerst, nach zwei Tagen Regenfällen im Wechsel mit Sonneneinstrahlung nicht mehr – Probleme mit Staubsauger und Nähmaschine – tauche noch bei Freunden (Skipper hat mit starken Rückenschmerzen zu kämpfen), um verdreckte Kühlwasser-Ansaugschlitze zu reinigen – montiere wieder Windpilot-Teile – den mech. Windpiloten benutzten wir seit Wochen nicht mehr in den hiesigen oft windarmen Gewässern – sie versperrten Platz in der Bugkabine und den benötigen wir bald für unsern Besuch aus der Schweiz.
Am Freitag 29.November starten wir nach Penang – zusammen mit der „Mohea“ planen wir wieder drei Etappen – vor dem Ablegen will ich noch die Katze vom Pier füttern – sie liebt aber keinen Rest-Milchreis – kann ich verstehen..
Es gibt eine kurze erste Etappe – am Ankerplatz sind wir dann schliesslich 5 SY – für den nächsten Tag, bzw. 59 Seemeilen kann man es drehen wie man will – wir müssen mit Tageslichtbeginn um 07:00 ablegen, was zugleich Gegenstrom für die nächsten 6 ½ Std bedeutet.
Nach ruhiger Nacht gibt es um 06:00 Motorengebrumm – die Fischer kehren von der Nacht-Tour zurück – über den Horizont erstreckten sich die Lichter von 52 Fischerbooten wie eine Perlenkette – es wäre evtl. etwas schwierig geworden, wenn wir durch die Nacht gefahren wären, denn selbst bei beginnendem Tageslicht tauchten ständig neue Fischerboote auf.
Konnten seit langer Zeit bei 13-19 Kn NE-Wind wieder mal richtig segeln – zwar nur für kurze Zeit denn später stellte der Wind total ab
Bei der Brückendurchfahrt, welche die Insel Penang mit dem Festland verbindet, haben Fischer quer zum Fahrwasser ein Netz ausgelegt… Sie kommen frühzeitig mit ihrem Longtail-Boot heran um uns zu warnen – wir können ausweichen – alle sind happy – freundliches Winken.
Erreichen dann gegen den Wind und über seichtes Wasser die Strait Quai Marina von Georgtown / Insel Penang – es ist eine kleine angenehme Marina, umgeben von modernen mehrstöckigen Häusern, welche von einem Schotten geführt wird.
Alles in der Umgebung ist neu und es wird weiter gebaut – der üble Tsunami vom Jahre 2004 hatte auch hier starke Auswirkungen, wobei 68 Tote zu beklagen waren.
Einkäufe, Kurzausflug mit Besichtigungen…
Warteschlange vor der Thailändischen Botschaft – Visa für Thailand besorgen war angesagt und obwohl es in Malaysia nur etwa 10 % Christen gibt, weihnachtete es sehr in Geschäften und auf öffentlichen Plätzen – man liebt farbige Lichter über alles.
Es folgte die letzte Strecke in Malaysia nach der Insel Langkawi
Wunderbar – ein in Malaysia nie gehabter, während 7 Std anhaltender NE-Wind brachte uns über 55 sm zu den vorgelagerten Inseln von Langkawi, einem Traumrevier. Die Bordfrau meinte, sie müsse sich beim Hantieren in der Pantry erst wieder an die Schräglage des Bootes gewöhnen – dann noch Begrüssung durch zwei Delphine am Ankerplatz.
Am Freitag 6. Dezember legen wir am Steg des Royal Yacht Club Langkawi an
– und wir sagen es nicht gerne – wegen unbemerkter starker Strömung erfolgte dies nämlich mit einer mässigen Anlandung – zum Glück alles gut und ohne Schaden abgelaufen – hat etwas an unserem Prestige gekratzt… natürlich wieder mal Freitag und erst noch St-Nikolaus-Tag (;-)
Ebenfalls hier, der über 70 Meter lange Zweimaster des australischen Medienunternehmers Murdoch
Die letzte Station in Malaysia beinhaltete einiges an Kultur, organisiert durch „Sail Malaysia“ – dies sowohl in geschichtlicher, musischer und kulinarischer Hinsicht.
Zur Schlussfeier von „Sail Malaysia“ Tanzdarbietungen bei feinem Dinner im Kreise der Segler/innen
Nach zwei, mit intensiven Erlebnissen gespickten Monaten, geht eine eindrückliche Malaysia-Zeit zu Ende. Während die meisten Crews noch ein paar Tage hier verweilen, wollen wir morgen nach Phuket, Thailand ablegen.
By, by Malaysia und Cruiser-Crews – sehen uns irgendwann und irgendwo später wieder.
2. Teil: Start von Langkawi Malaysia nach Phuket Thailand
Vor uns liegen 136 sm in direkter Linie – via Inselhalte bzw. längerem Umweg dauert die Reise drei bis fünf Tage
Können wir es wegen Fischern und Bojen wagen in einer Tag- Nachtfahrt nach Phuket zu segeln? Die Windprognosen sind gut und bis zum Einnachten sollten wir offeneres Seegebiet erreichen, wo es weniger oder keine Fischer, Bojen etc geben sollte..
Wir legen in Kuah / Langkawi um 07:20 kurz nach Hochwasser ab – falls es gegen Abend problematisch werden sollte, wollen wir bei einer Insel ankern.
Kommen unter Vollbesegelung gut voran – im Grenzgebiet zu Thailand sind über den Horizont über 40 Schleppfischer verteilt – bei der Insel Ko Tanga müssen wir ein paar Fischern ausweichen – später gibt es fast freie Fahrt bei anhaltend ausgezeichneten Segelbedingungen – wir gleiten in die Nacht – je 3 Std-Wache – um 21:30 in der Finsternis streift etwas (Fischerboje?) an der Backbordseite am Boot entlang – können mit Licht aber nichts ausmachen – ein späterer Tauchgang zeigt Kratzspuren am Antifouling – jedoch alles ok – legen bis Mitternacht 90 sm zurück – wunderbar, denn lange ist’s her dass wir solch feine Segelbedingungen hatten – mit konstantem NE-Wind um 12–15 (18) Kn geht es Frühmorgens Phuket entgegen – nehmen wegen Winddreher noch eine Kursänderung vor und gehen am 12. Dezember 2013 in Chalong im Südosten von Phuket, Thailand vor Anker.
Jahresziel Thailand geschafft
Jetzt freuen wir uns auf unsern Besuch aus der Schweiz und beginnen sofort mit den entsprechenden Vorbereitungen – wichtiges Detail: wer, wo wie kann der Kühlschrank repariert werden, der im dümmsten Moment ausgestiegen ist – hier in Tropengegend und hinsichtlich Besuch nicht unerheblich.
Vorerst wie in jedem neu besuchten Land: Einchecken (gleich beim Pier und easy going), Internet- und Telefonkarten besorgen, neues bestelltes Segel abholen, Frischwaren einkaufen.
Noch am selben Abend Treff mit Margrith & Peter – frühere Sportkollegen aus der Schweiz, die sich hier niedergelassen und die Patenschaft für ein Waisenkind (Tsunami 2004) übernommen haben – bei feinem Essen am Rawai-Beach gibt es natürlich viel zu erzählen.