Aktuell Mai / Juni 2016

„Alles neu macht der Mai“ – im erwarteten frohen Sinn?

Unsere Lieben
… endlich der nächste Bericht – daraus erseht ihr, dass wir etwas stark  mit uns selbst beschäftigt waren und deshalb  neben einiger Müdigkeit und gewissen Überraschungen in stürmischen Zeiten keine Energie blieb für Fotos und Berichterstattung … aber lest selber

Malediven adieu…  aber nicht so schnell…

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Turbulenzen (letzter April-Bericht) gehen weiter

Noch im April-Bericht konnten wir vermelden, dass es uns erstaunlich gut geht und wir mit Ausnahme eines kurzen Sturmes auch noch nicht besonders gefordert wurden – tempi passati – die letzten  Wochen waren in jeder Beziehung anstrengend…

In der Rückschau vor nahezu einem Jahr erklärten uns die Ärzte, dass es mit dem Segeln aus Risikogründen wegen der Schulteroperation (Handycap Bewegung und kräftemässig) zu Ende sei – ich konnte es nicht so recht glauben – andere Cruiser machten uns ebenfalls Mut und die Bordfrau sah es auch so – „wir werden etwas weniger Segel setzen als bisher“, so ihr Echo – also beschlossen wir uns relativ sorgfältig an die neue Situation heranzutasten – waren ständig auf der Hut ob da nicht ein Härtefall eintreten könnte – die Bordfrau half tatkräftig mit beim Winschen, Lasten an Bord hieven etc. und assistierte bei vielen Situationen die mehr Mühe bereiten als früher – rechneten im schlechteren Fall damit, dass wir u.U. abbrechen müssen – sie ging für diesen Fall im Internet schon mal auf Wohnungs-Suche (;-) in der Umgebung unserer Liebsten – aber alles ging mit ein paar Abstrichen in Bezug auf physische Belastung und längere Erholungszeiten soweit gut und so ging es seit letztem November weiter und weiter, von Langkawi, Malaysia nach  Phuket Thailand, nach Sumatra, zurück nach Thailand, dann Sri Lanka bis und mit Malediven – was auf entsprechende Fortsetzung hindeutete.

Jetzt vor uns ca. 1300 – 1400 Seemeilen etwas schwierig zu berechnende Route nach Rodriguez

Treffen Vorbereitungen für die lange Weiterreise südwärts – auf der Plus-Seite ergab sich ein gemeinsam geplanter Start von drei Booten – dies wegen Visas, Ausklarieren, ein Boot hat auf Teile gewartet, welche eingebaut werden mussten, sowie aus Sicherheitsgründen – andererseits können wir wegen der unsäglichen Vorgeschichte (Britische Behörden) keinen Zwischenhalt, lies Pause auf Chagos einlegen und die Route im Seegebiet gilt in Bezug auf Wetter als schlecht berechenbar, was im vergangenen Jahr bei mehreren bekannten Segelbooten zu Schäden an Crew und Booten führte – gilt wohl kaum für uns…

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Es sollte anders kommen

Am 30.April, dem ersten Abend nach unserem Start mit Schwachwind fiel der Autopilot aus – der Defekt (mechanisch? , elektronisch?) war nicht auszumachen – steuerten über die Nacht  noch 11 Stunden von Hand weiter – für die Alternative, Windfahnenpilot gab es zu dieser Zeit ironischerweise

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nicht genug Wind – mussten einsehen, dass eine Weiterreise unter diesen Umständen nicht in Frage kam – wir kehrten frustriert um – weil müde, begannen wir an Planänderungen zu denken – nicht ganz einfach in Mitten des Indischen Ozeans und eigentlichem Wunsch noch etwa 2 Jahre zu Segeln – konnten mit Hilfe eines Seglers (Marine-Ingenieur) in der Folge mit eigenen Mittel den Fehler am Autopilot beheben.

7.Mai: frisch gebunkert – Neustart südwärts wie gehabt

noch nie ist uns ein Start schwergefallen – immer war da das gewisse Kribbeln, Freude und Neugier dabei – nicht so diesmal – Vorahnungen? – Wetteraussichten so, so, la, la.

Kommen hart am Wind bei stark setzender Ost-Strömung trotz 15 – 20 Knoten Wind aus SW nur mässig gut voran – Das Wetter verschlechterte sich drastisch – der Westmonsun schien sich nun durchzusetzen – es gab viele Aktionen an und mit den Segeln mit Wechsel und Reffen wegen Regenböen und kabbeliger See.

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Nach 5 Tagen/Nächten meist beschwerlichem Segeln gerieten wir entgegen Wetterprognosen an den Rand eines Sturmtiefs, das sich noch verstärken sollte und sich aus Südwesten schnell gegen uns ausdehnte, also aus der Richtung wo unser Ziel lag.

Ist denn alles gegen uns? – der verdrängte Härtetest trat ein:

Die wachsenden Kräfte der See mit Starkwind, hohen, rel. kurzen Wellen schmissen Wasser an Bord – in kabbeliger See knallte das Boot in die Wellentäler, ein Reff zerriss und gefährdete das Segel und nicht genug, später wurde als gravierendes Ereignis auch noch eine Unterwant aus dem Deck herausgerissen – nicht zu reparieren und sowieso nicht auf stürmischer Hochsee – zum Glück war das Backstag gesetzt und verhinderte, dass dadurch möglicherweise der Mast herunter kam…

… zu diesem Zeitpunkt hatten wir weitere 10 – 12 Tage vor uns – das Risiko das Boot und uns gut über die Runden zu bringen war gewachsen – mühsam konnten wir zwar ein Notreff fixieren, aber die defekte Unterwant … ohne diese in anhaltend stürmisches Wetter weiter zu segeln wäre eine Schicksals-Herausforderung – es galt nun uns möglichst schadlos zu halten… aber wie?

Nochmals zurück auf Feld eins nach Gan, Malediven

Mit meist räumlichem Wind segelten wir bei Regen und Böen in 4 Tagen wieder 450 Seemeilen nordwärts nach Gan zurück – wir outen uns hier neben den technischen Daten des Logbuches mit dem Erlebnis-Eintrag am 7.Tag:

„Müde und nass fetzen wir nur mit Stagsegel und Besan (geborgenem Gross) mit 8.0 bis 9.5 Knoten Speed über die aufgewühlte See – bei Regen, dunklem Himmel und garstigen Winden – wir schaffen das schon – aber weil es auch noch Freitag der 13. Ist (unter Seeleuten gefürchtet), gibt es zu denken – soll noch jemand etwas von Aberglauben sagen“…

Uns kommt der Spruch in Leuchtschrift in einem panamesischen Bus in den Sinn: „Herr wenn dies unsere letzte Fahrt sein sollte, mach bitte dass sie direkt zu Dir führt“ (;-(

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Erleichtert, aber gezeichnet von den Ereignissen erreichen wir das Addoo-Atoll und Gan wo es bezüglich Wellen ruhiger wird

Zur eigenen Überraschung stellen wir bei unserer Rückkehr fest, dass es auf den Tag genau 9 Jahre her sind seit wir 2007 in Kroatien zu dieser Seereise gestartet sind – feierten dies trotz grosser Müdigkeit mit anderen Seglern

Die Rückkehr wird uns von Seglern und den freundlichen Behörden als richtiger Entscheid attestiert – schön, aber damit beginnen neue Probleme und eine sehr mühsame Zeit – wir erhalten einen sog. Not-Aufenthalts-Status.

2 andere Segelboote die etwas voraus waren verzeichneten fast zur selben Zeit ebenfalls Schäden in diesem Seegebiet: das eine mit einem Ruderbruch und das andere Boot mit zerrissenen Segeln wie sie uns meldeten – die eine Yacht berichtete von bis zu 7 m hohen Wellen (scheint uns etwas hoch)…

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Nun wollen wir „neue Marksteine setzen“ – wir betrachten es als Glücksfall wie es gelaufen ist – zufrieden dass wir mit dem  Weitersegeln seit November 2015, zwar entgegen guten Ratschlag der Ärzte, es trotzdem versucht haben und dabei dadurch belohnt wurden, dass wir mit weiteren 3800 Seemeilen auch noch Sumatra, Sri Lanka und die Malediven besuchen und erleben konnten. 

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In der Lagune warten 3 Segelboote auf besseres Wetter für die Weiterfahrt – sie sind im Paket an der Lagunenmauer vertäut – wir gehen vor Anker – tagsüber ist es einigermassen schön aber in den folgenden 3 Nächten gibt es Regengüsse vom Gröbsten und heult der Wind mit 35 – 40 Knoten über die sonst liebliche Lagune – statt lang ersehnter Schlaf wartet teilweise Ankerwache z.T. mit laufendem Motor, um sofort ablegen zu können, sollte der Anker nicht halten – zu driften würde bedeuten, innerhalb von 1 – 2 Minuten gegen Mauer und Boote geworfen zu werden – der Anker hält jedoch gut im feinen schlickartigen Sand

Reparatur Wante als Voraussetzung für neue Pläne

Sofort versuchen wir mit dem Agenten (alles läuft über ihn) abzuklären, ob hier jemand im Stande ist eine solche Reparatur (Wanten-Verankerung im Deck, Schweissarbeiten etc.) vorzunehmen – voraussichtlich ja, aber… es gibt auf den 4 Inseln des Atolls gerade mal eine mech. Werkstätte, die in Frage kommt, und…  hier herrscht „Inselzeit“, heisst wenn dir jemand verspricht Morgen 9:00 da zu sein, bedeutet dies nichts… endlich nach 5 Tagen kam ein Handwerker um einen Augenschein zu nehmen – 2 Tage später wurde die Arbeit an die Hand genommen und schliesslich nach weiterem Warten gut zu Ende geführt.

7 Haltelasche aus Deck ausgerissen  8
9  10

Vieles geschah in der Zwischenzeit

Mit dem Wetter scheint es in diesem Teil des Indischen Ozeans unberechenbarer zu laufen als in den  letzten 2 Jahren – praktisch alle Segler beklagen grössere und kleinere Schäden und als Folge davon, ungeplante Aufenthalte mit langen Wartezeiten für Reparaturen oder weil Neuteile eingeflogen und eingebaut werden müssen – so gesehen sind wir mit Warten nicht allein – im einen Fall flog die Frau eines Seglers nach Singapor um Teile selber zu besorgen, während ihr Mann hier das Boot hütete.

Eine knappe Woche nach unserer Rückkehr trat relativ beständiges heisses Schönwetter ein – 3 Yachten legten nach Chagos ab – 3 andere kamen von Norden her nach Gan – alle drei verzeichneten vor ein paar Tagen unerwartete stürmische Fahrten.

– eine US-Yacht konnte erlittene Schäden am Rigg selber beheben

– eine franz. Yacht mit 2 Kindern an Bord wartet und sucht ob jemand das zerissene Stagsegel reparieren und was mehr ins Gewicht fällt, dringende Schweissarbeiten an Bord der Stahlyacht durchführen kann.

– die zuletzt eintreffende kanadische Yacht traf rabenschwarzes Pech hier im letzten Atoll: wir kamen gerade vom Einkaufen und waren mit dem Dingi unterwegs zu unserem Boot zurück – sahen dass das Boot die Lagune zu weit seitlich ansteuerte – winkten noch  verzweifelt weil die Folgen abzusehen waren – im nächsten Moment sahen wir wie das Boot angehoben wurde und aufs Riff setzte – zu diesem Zeitpunkt war noch unklar ob es selber frei kommen würde – in kürzester Zeit war ich mit dem Dingi beim schockierten Paar – es stand fest dass die Yacht nicht ohne weiteres frei kommen würde – sie rummste auf das Riff – Defekt am Ruder war zu erwarten – mit dem Dingi wegzustossen brachte nichts – ich orientierte die nur 200 m entfernten Coastguard-Basis, wo ein unsägliches Trauerspiel sondergleichen begann – statt sofort mit einem ihrer dort vertäuten 4 Boote in 1 – 2 Minuten! um die Ecke zu fahren und Hilfe zu leisten, wurde am Tel palavert… unsägliche Diskussionen… Unfähigkeit… etc. –  bei (See-) Not soll man die Coastgard sofort verständigen… sie würden sofort ausrücken – dies das Credo – eine totale Farce! – unterdessen bestand Gefahr dass die Yacht einen Wassereinbruch verzeichnete… im Moment als ich zum dritten Male zur Yacht ging, kam diese mit der Tide nach 1 Std gerade selber frei vom Riff – inzwischen war es Nacht geworden – 15 Min später kamen 4 Mann von der Coastguard angebraust und stellten dumme Fragen…

Früh am nächsten Morgen tauchte ich (weil die beiden Crew aus Gesundheitsgründen nicht selber konnten) um festzustellen, dass ein Teil des Skegs mit dem Ruderlager abgebrochen war… – wie sich zeigte, dürfte es ausserordentlich schwierig werden, das Boot wegen fehlender Infrastruktur zu reparieren…

Wie geht es jetzt weiter

wir sind auf Grund unserer Erfahrungen zugegebener Massen etwas angeschlagen – am Anfang standen viele Fragen… nach dem Motto das uns unsere geistig mitsegelnden Kathrin & Alois – Freunde in Berlin, zu dieser Zeit sandten „entweder wir finden einen Weg oder wir machen einen“, entwerfen wir einen Plan und beginnen ihn umzusetzen:

Eine Fortsetzung unserer Reise nach Südafrika legen wir schliesslich ad acta – spielten noch mit dem Gedanken via „leichtere“ Seychellen-Route“ (ist nicht gewährt wie von 2 Booten bekannt) weiter zu segeln – verwarfen ihn weil dann noch eine lange ungewisse Zeit (2 Jahre) bevorstehen würde – sehnen uns nach ruhigeren Zeiten… und setzen neue Prioritäten:

das Boot soll in etwas ruhigere Gewässer geführt werden – wir selber haben z.Z. keine Lust auf lange Törns mit Tag-Nacht-Fahrten – werden eine „professionelle Crew“ anheuern, die von Phuket einfliegt, welche das Boot nach Thailand (1600 sm) zurückführt, wo wir es dann wieder übernehmen – in der Zwischenzeit machen wir eine Rundreise, um uns abzulenken und um uns nicht mit Warten ständig Sorgen zu machen – wer gibt „sein Baby“ schon gerne in fremde Hände – hoffen dass wir die Crew (3 erfahrene Männer, wie uns scheint) und das Boot wohlbehalten wieder in Phuket treffen werden und wir alsdann  voraussichtlich in Tagesetappen nach Langkawi, Malaysia segeln…

9 Jahre Seenomadenleben sind genug

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Nach 9 Jahren zur See mit knapp 50‘000 nautischen Meilen und über 50  Länderbesuchen haben wir, unglaublich vieles erlebt und gesehen – nichts davon möchten wir missen – auch nicht gemachte schlechte Erfahrungen – sie waren das Salz in der Suppe – es war eine Zeit des Lebens mit  andersartigen Herausforderungen, die uns beide reizten und uns so viel gaben – doch alles hat ein absehbares Ende – die täglichen Anforderungen des Seenomadenlebens können hart sein für ältere werdende Seefahrer/Innen – nicht zuletzt, dies soll nicht verschwiegen werden, sind Alters- und Gesundheitsfragen ein mitbestimmender Faktor – dabei spielen immer mehr auch Gedanken an unsere Enkelkinder, unsere Liebsten, Freunde und Bekannten zu Hause eine wichtige Rolle –– kurzum wir beide freuen uns auf etwas ruhigere Zeiten (;-) und ein Land-(Cruiser)-Leben im Kreise  von euch.

In absehbarer Zeit haben wir die Absicht endgültig in die Schweiz zurück zu kehren.

Was geschieht mit der NICONE

 … sie behalten für gelegentliches Segeln mit Familie, Freunden… Ausgangshafen wo… Unterhalt, Kosten, Verkauf etc – dies die offenen Fragen im Moment.

Tendenz: mit einem lachenden, aber mehr weinenden Auge werden wir die NICONE mit allem Drum und Dran wahrscheinlich verkaufen und damit ein geliebtes, lang gehegtes und verfolgtes Projekt abschliessen.

Vorerst wollen wir sie von den Malediven nach Thailand – überführen lassen.

Heute 11. Juni

Heute am 11. Juni ist unser Boot seit 10 Tagen unterwegs mit Johan – Holländer, Skipper – freute sich auf der Nicone (mit gleichem Stammesland) zu sein, – und mit Francois – Co-Skipper aus Südafrika – sowie „Hans“ – Koch und Deckhand – Malaye mit Ellen langem Namen und zufrieden mit dem Rufnamen Hans – alle aus Phuket.

Mit der Kommunikation happert es – hoffen dass Crew und Boot in ein paar Tagen wohlbehalten in Phuket, Thailand zurück sind.

Wir haben die Malediven fast gleichzeitig auf dem Luftweg endgültig verlassen – die Atolle und Inseln sind auch aus der Vogelperspektive sehr eindrücklich – „aha, ja, da unten sind wir gewesen“ (;-)

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Wir befinden uns unterdessen auf einer Rundreise in Malaysia – diese starteten wir nach Rückflug von den Malediven nach Kuala Lumpur: mit Bus an die Ostküste dann Nationalpark mit dem ältesten (Regen-) Wald der Erde – und bald geht’s mit dem Bus zu den Cameron-Highland, – wieder mal Berge und etwas kühler statt immer nur Sand, Stand, Palmen und heiss (;-)

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