Aktuell April 2016

Vom Mittelteil der Malediven (Ari-Atoll) zum letzten Atoll im Süden

1 Karte Malediven Route
Am 24. März ankern wir, nach absolut windlosen Stunden und einer Seeoberfläche wie Oel, im Ari-Atoll neben dem Schweizerboot „Mabuhay“ – schönes Wiedersehen nach letztmaligem Treff in Sumatra.

2 Dhigurah
Dhigurah ist, wie sich herausstellt, ein Top-Ankerplatz (Note 9-10 (;-)) – ankern auf grosser Sandfläche in 6-8 m Tiefe – gut geschützt – unglaublich klares Wasser – ruhiger Ort mit einem Dorf auf der kleinen Insel mit sehr freundlichen und interessierten Bewohnern – nur der Muezin ist zu Gebetszeiten zu hören.

Während dem Check von Anker und Schiffsrumpf-Unterwasser passiert ein Stachelrochen – sie sind ungefährlich – ich schwimme eine Weile mit ihm und bin plötzlich umgeben von vielen kleinen Fischen

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Auf dem Weg durch den Dschungelpfad begegnen wir diesen Muslim-Frauen des Dorfes, welche Palmwedel schneiden, welche dann weiter in Handarbeit zu Matten, bzw. Isolierschutz der Häuser verarbeitet werden – einige der Frauen sprechen englisch und sind neugierig über unser, woher, wohin, ob verheiratet, Enkel und u.a. ob wir Muslims seien…

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An Ostern ziehen wir 33 sm weiter – schon fast gewohnt bei schönsten Wetterbedingungen, leider ohne Wind – sehen unterwegs Schwärme von fliegenden Fischen – im nächste Atoll gelangen wir zu  einem weiteren Traumort – das Boot ankern wir über Sand und  schwojen über Korallen in ca 6m Tiefe – Foto von Boot aus aufgenommen:

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Von Weitem winkt ein Mann am Ufer – er kommt mit einem Boot um uns mit Kokosnüssen zu empfangen und fordert uns auf zum Dorf zu kommen.

 

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Im gepflegten 800-Seelen Dorf gibt es ein Spital mit 6 Krankenschwestern und einem Pfleger – der Spital-Verwalter, welcher uns freundlich ansprach, wir vermuten dass er in seiner Eigenschaft auch der „Fremden-Führer“ des Dorfes ist,  zeigte und erklärte uns u.a. das gepflegte Spital – zur Zeit war nur ein Junge mit vererblicher Blutarmut hier, welcher hier alle 2 Wochen für ein paar Stunden „Gast“ ist – schwere Fälle werden per Boot zu einer anderen Insel oder direkt zur Hauptstadt Male transportiert

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Am Anlegesteg (nicht für Segelyachten)

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Schön aber heiss wie immer ist es (Foto mit Erlaubnis der Dame)

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wir essen im Dorfrestaurant und werden mit einem Frucht-Drink willkommen geheissen – in einem Dorfladen machen wir Einkäufe und können auch unseren Internetkredit aufladen – praktisch auf allen bewohnten Inseln gibt es Internet-Empfang – Handys sind gang und gäbe

Unterdessen beschäftigt die meisten Cruiser die Frage wie weiter nach den Malediven – eigentlich ist es klar und logisch, dass südwärts segelnde Boote bei dem  300 sm entfernten Chagos – Traum-Atolle und Inseln – einen Zwischenhalt einschalten wollen.

Der Besuch von Chagos ist ein von uns lange vorbereitetes Projekt auf der Route durch den Indischen Ozean – die englischen Behörden wollen im Voraus vieles wissen, was mit einem Antrag zu bewerkstelligen Ist – dabei geht es um: Persönliche Daten, Schiffsdaten, Zeitpunkt (max Aufenthalt 4 Wochen), Bootsversicherung (u.a. allfällige Wrackbeseitigungskosten), Krankenversicherung (inkl. medizinische Ausschaffungskosten), zu bezahlende Gebühr…

Irgendwie verständlich, haben doch in früheren Zeiten dem Vernehmen nach einige Inselbesucher in dieser einmaligen Natur unrühmliche Partys gefeiert, Abfälle und Verwüstungen hinterlassen.

Ende März haben wir noch 10 Tage bis zum vorgesehenen Ausklarieren in den Malediven – daraus wird vorerst nichts – …. noch immer haben wir keine Bewilligung erhalten für die vorgesehene nächste Destination Chagos (die engl. Behörden in London lieben mehr den Ausdruck BIOT für British Indian Ocean Territory) – es handelt sich um eine  Atollgruppe mit kleinen Inseln ca 400sm südlich der Malediven, welche völlig unbewohnt ist und daher für Segler natürlich speziell reizend.

Über das Funknetz ist zu vernehmen, dass es viele Absagen mit fadenscheiniger Begründung und noch nicht beantwortete Anträge gibt und als Ergänzung über E-mails (keine „Schmutzwäsche“ via Funk!) ist zu erfahren, dass die Behörden offensichtlich überlastet, unfähig und arrogant sind, dabei wiederholte Anfragen nicht oder zu spät beantworten oder weitere Dokumente (die sie bereits haben) nochmals verlangen… ein für eine Regierungsstelle unwürdiges Verhalten.

Bei den Cruisern herrscht die Meinung vor, dass die Behörden nicht ehrlich sind – sollen sie doch klar sagen was Sache ist – es sieht so aus, dass sie zur Zeit in Verzögerungstaktik machen und keine Yachten auf Chagos haben wollen – merkwürdig, dass eine englische Segelyacht (der Eigner war bei der Marine) eine Bewilligung erhalten hat.

In unserem Fall, beschliessen wir auf den Besuch von Chagos zu verzichten, falls auf weitere Anfrage keine Bewilligung oder Antwort erfolgen sollte – immerhin haben wir fristgerecht auch alles geliefert, inkl. die Gebühren bezahlt …

Weiter unterwegs in einmaligen Gefielden

Inzwischen sind wir weiter südwärts unterwegs – etwas Vorsicht ist bei der Einfahrt eines Atolls wie hier geboten – es entstehen Wasserstaus bei den Riffen, u.U. Wirbelbildung und z.T. starke Strömungen – sowieso herrscht in den Malediven ständig Weststrom der uns wie hier versetzt und wir dagegen halten müssen.

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Bei der Atolldurchfahrt haben wir es mit vielen Miniatolls (alle reichen knapp unter die Wasseroberfläche) zu tun…

16 South Nilandhe-Atoll
… sowie  mit mehreren Regenböen, denen wir knapp entwischen

17 bei einem der vielen Mini-Atolls
mit SY Mabuhay sind wir zum Kolhumadulu-Atoll unterwegs – damit haben wir ca. drei Viertel der Malediven-Route hinter uns – unsere Freunde nehmen einen andern Kurs, teils ausserhalb des Atolls – wir innerhalb – wollen uns in zwei Tagen am Südende wieder treffen – vermehrt gibt es zeitweise etwas mehr Wind wenn auch oft in Verbindung mit Regenböen und unregelmässigem Windgebahren.

18 Beispiel drehende Winde  19 Regenbîen
Generell durchzogenes Wetter begleitet uns in der Folge – die Hitze bleibt und macht uns ab und zu, zu schaffen – Abkühlung gibt’s im Wasser, das aber auch 31°C aufweist! – ein kurzer Haarschnitt den die Bordfrau dem Käptn verpasst bringt leichte Linderung.

Haarschnitt

Wir bleiben vier Tage in der geschützten Lagune von Veymandhoo – gehen an Land und ins Dorf für Einkäufe, machen Spaziergänge, – in der einfachen Werft zeigt man uns wie die eleganten 30m langen und hier typischen Fischerboote gebaut werden – unterhalten uns mit Leuten und besonders mit den Fischern – vier von ihnen kommen eines Abends um 23:00 (wir sind am Lesen im Cockpit) mit einem Fischerboot bei unserem Boot vorbei und fragen ob wir Lobster wollen die sie soeben gefangen haben – wir wollen aber nicht – sie stecken noch in Tauchanzügen – die Szene hat bei kargem Licht etwas Gespenstisches an sich.

20 Werft Veymandhoo - 21 Werft 22
Wir machen Pläne für die verbleibende Zeit und Route – die Mabuhay will in zwei Nachtfahrten direkt zum letzten Atoll fahren – wir dagegen wollen noch das zweitletzte Atoll und dort zwei Orte besuchen – treffen uns dann wieder im letzten, dem Addu-Atoll –  in einer Nachtfahrt erreichen wir unter Segel langsam aber stetig das zweitletzte, 83 sm entfernte Atoll über den sog. „One and Half Degree Channel“, ein und ein halb Grad vor dem Äquator.

Wieder haben wir Glück mit dem Ankerplatz bei drei kleinen Inseln und einem Dorf in der Nähe – wir bleiben 3 Tage an diesem phantastischen Ort weitab von Hektik

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das Riff lädt zum Schnorcheln ein – ein paar Impressionen:

 

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Mit Wind um 15 Kn aus West-Nord-West segeln wir unter Volltuch am Wind 31 sm zum Hauptort des Atolls, wo wir in der Lagune vor der Stadt Thinadhoo vor Anker gehen

Ein geschäftiger Ort mit Industrie und viel Schiffsverkehr – grosse Fischerboote bringen ihren Fang zur Weiterverarbeitung zur hiesigen Fischfabrik – Personentransportboote bringen Leute von und zu andern Atollen und Inseln, dazwischen auch Schnellboote, so dass Tag und Nacht auf- und abflauender Motorenlärm so wie Generatoren am Ufer zu hören sind.

Die Stadt hat eine beeindruckend schöne Wasserfront, wo sich Fischer und Boote aufhalten, Versorgungsschiffe be- und entladen werden

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Thinadhoo selbst bietet sonst nicht viel – wir bekommen aber alles was wir für den täglichen Bedarf benötigen und eine Besichtigung ist jedoch allemal ein Erlebnis

in den Strassen halten sich die wenigen Leute im Schatten unter dichtem Laubwerk von Bäumen auf – Parteien werben an Mauern für ihre Zwecke

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Als wir in einem Restaurant etwas essen wollen, werden wir von Gästen; es sind nur Männer im Raum, darauf hingewiesen zum nächsten Eingang zu gehen – dort sind nur Frauen – also getrennte in sich abgeschlossene Räume für Frauen und Männer – Muslimland halt – wir gehen in ein Café wo es im selben Raum einige Frauen und Männer gibt.

Die Wasserpfeife rauchende Frau erlaubt uns ein Foto zu machen und freut sich sichtlich darüber

 

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Über den Äquator zum Addu-Atoll, dem letzten Malediven-Atoll

Am Nachmittag 12 .April segeln wir mit guten Winden aus der Lagune und eine Stunde später aus dem Atoll wo uns 2 Delfine zum Abschied begleiten – wunderbar, hatten lange darauf gewartet wieder mal Delfine zu sehen – dann geht es in die Nacht hinein – gegen Mitternacht werden wir uns dem Äquator nähern – um 23:57 Uhr ist es soweit – Sternenhimmel mit Kreuz des Südens, einem Viertel Mond und unter Segel – unsere Instrumente zeigen eine Breite von 00°00.000‘ (bisher N) und eine Länge von 073°02.44‘ E – die Querung ist schon fast Routine – trotzdem sind wir beide für diesen Moment auf Wache – schliesslich überqueren wir mit der Nicone insgesamt zum 5. Mal den Äquator , dabei zum 3. Mal von Nord nach Süd.

Am nächsten Vormittag, nach 75 sm unter Segel ankern wir im letzten Malediven-Atoll, wo wir wieder auf die Mabuhay treffen, die ja bereits früher hier ankam. Etwas südlicher liegen auch Caduceus und Flomaida vor Anker.

Das Schnorcheln am nahen Riff offenbart wiederum phänomenale Eindrücke – sich schwebend mit leichter Strömung über die artenreichen Korallen, Fischen, Rochen, Schildkröten ruhig treiben zu lassen – es ist wie das Vergessen in Zeit und Raum – das Dingi wird an kurzer Leine gleich mitgeführt – hier der Versuch etwas von dieser Unterwasserwelt (mit einfacher Unterwasserkamera festgehalten) „hinüber zu bringen“

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Turbulente Zeiten zum Schluss hin

Endlich kommt bezüglich unserem Chagos-Antrag ein Mail –  die inzwischen bekannte Mary entschuldigt sich wegen Überlastung und man benötige weitere Angaben (die sie alle bereits erhalten haben!) – die Planung mit Ausklarieren, Visa, Wetterfenster, Vereinbarungen mit andern Yachten aus Sicherheitsgründen, Bunkern etc. ist längst über den Haufen geworfen worden und musste neu angegangen werden.

Wir haben das „BIOT-Theater“ satt und daher keine Lust mehr Chagos zu besuchen – das wird nicht das Ende der Story sein – verlangen einerseits Geld zurück und….

Somit werden wir etwas länger als geplant auf den Malediven bleiben und beabsichtigen auf der Weiterfahrt südwärts, wie ein paar andere Yachten auch, Chagos an Steuerbord zu lassen und die 1350 sm ohne den geplanten Zwischenhalt bis Rodriguez durchfahren – kommt dazu, dass wir aus versicherungstechnischen Gründen den 8. Breitengrad (unterhalb Chagos) wegen Zyklongefahr nicht vor 1. Mai passieren dürfen – gerade in diesen Tagen macht der schwere Zyklon „Fantala“ der etwas unberechenbar bei Madagaskar herumturnt, von sich reden – mit ihm möchte kein Segler etwas zu tun haben (;-)

Wetterkapriolen mit Folgen

Das Wetter ist unstabil geworden – schöne Tage wechseln sich ab mit teilweise stürmischen und regnerischen Tagen und Nächten.

Eines Abends setzen anhaltend starke Regenfälle ein – der Wind dreht ostwärts und ist somit auflandig – das Boot schwoit dadurch – das Riff ist nahe – die Nacht wird ungemütlich mit Wellen, Windböen, Regen – Ankerwache ist angesagt – am nächsten Morgen stellen wir fest, dass das Dingi voller Regenwasser ist – ich vergass den Ablaufzapfen heraus zu ziehen – die Aufhängung (Davit) vermochte das zusätzliche Gewicht (300 – 400 Kg) nicht zu tragen und knickte unbrauchbar ein…

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… der Regen hört am Morgen auf, für kurze Zeit wird es ruhig (vor demSturm), dafür setzt ein immer stärker werdender Nordwestwind mit Böen und Wellen ein – fast gleichzeitig beginnen 3 von 4 Yachten (wir sind dabei) zu driften und flüchten in den freien Seeraum – wir versuchen vorher nochmals neu zu ankern, jedoch ohne Chance – verbleiben „draussen“ in der Hoffnung, dass der Sturm nicht allzu lange dauern wird – er gibt bereits nach anderthalb Stunde leicht nach – dies Zeitspanne genügte aber, dass bei uns das Verdeck halbwegs weggerissen wurde, sich aufblähte wobei Nähte platzten und notdürftig mit einigem Aufwand befestigt werden musste – danach auf 22m Tiefe neu ankern bei einer Kettenlänge von 75m / ok – die andern beiden Yachten gehen ebenfalls neu vor Anker.

Noch gleichen Tags kann ich den demontierten, defekten Davit und das Verdeck zur Reparatur an Land bringen – unser Agent ist dabei Gold wert und veranlasst beim Sattler und einer mechanischen Werkstätte, dass die Reparaturen bis nächsten Tag erledigt sind

Hundstage

Eine weitere Yacht kommt ins Ankergebiet – sie haben einen Miniaturhund an Bord – man muss wissen, dass auf den Malediven keine Hunde erlaubt sind – sie dürfen auf Yachten gehalten aber nicht an Land gebracht werden – nun, die Bordfrau dieses Bootes fuhr mit Paddelboot und Schosshund an Land für einen Hunde-Pippi (evtl mehr) Landgang und löste damit bei der Bevölkerung einen Sturm der Entrüstung aus – jemand machte Aufnahmen und setzte diese auf Youtube mit der Überschrift „Hund auf Addu-Atoll“

Als es bereits dunkel war kam ein Coastguard-Boot zu den Yachten und setzte sie in Kenntnis, dass der Ankerplatz morgen zu verlassen sei, man werde um 07:30 die Boote zu einem andern Ankerplatz eskortieren! – vage Begründung: es sei nicht erlaubt hier zu ankern – was soll das? – wir waren bereits 4 Tage dort und der Agent hatte nichts einzuwenden – das kann nur wegen der Hunde-Story sein – Kollektivstrafe für alle Yachten? Coastguard fotografiert uns – wir sie auch

40 Coastgard fotografiert uns ich sie auch
Man eskortierte uns ein paar Seemeilen nordwärts wo ein Ankerplatz zugewiesen werden sollte – es dämmerte allen, dass der Platz hinter Riffdurchfahrt über 3m Korallengrund mit vielen Bumps und in der Prärie weit ab vom Ufer zu viele Risiken barg – wir weigerten uns alle weiter zu fahren und verlangten die Rückkehr zum alten Platz – auf dem Coastguardboot wurde heftig diskutiert und mit den Chefs telefoniert – nach dreiviertel Stunden erlaubte man uns die Rückkehr, aber zu einem andern Ankerplatz unweit des vorherigen, wo jedoch die Coastguard ihre Boote hat und uns wohl jederzeit kontrollieren kann – weitere Schikanen folgten später für ausklarierende Boote…

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Die Hundebesitzer waren sich keiner (grossen) Schuld bewusst, obwohl sie die Gesetzeslage genau kennen – sie wurden von den andern Yachties geächtet – ebenso wurde das unangemessene Verhalten (Exempel statuieren?) der Coastguard bemängelt.

Matthi der Agent litt unter der Situation, stand er doch zwischen den Fronten – offenbar ist der Vorfall – alles wegen eines Schosshundes – wohl einmalig in den Malediven und hat wohl noch eine Folgegeschichte.

Bald verlassen wir die Malediven

Irgendwie gelingt es uns die „Hundstage“ gelassen zu nehmen, derweil sich andere masslos ärgern – bleiben hier am Anker, nehmen einige ständig wiederkehrende Unterhaltsarbeiten an die Hand und erledigen sonstige To do’s soweit wir das Material selber in Reserve haben oder kaufen können

Täglich sehen wir grosse Schildkröten auf- und abtauchen…

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… und am Ufer neben der Strasse zum Dorf sehen wir fast jedes Mal Muränen, darunter eine grosse rosarote, sowie kleine Haie von 50 – 70 cm Länge (für Menschen ungefährlich) welche in allernächstem Uferbereich Fische jagen.

Es wird nicht langweilig und die Zeit läuft wie verrückt – beobachten das Wetter für das Seegebiet südwärts – kalkulieren die Abreise und die bevorstehende Strecke – treffen Absprachen mit anderen Booten – da alle gleiche und ähnliche Anliegen und Bedürfnisse haben findet man sich schnell zurecht in der „Segler-Szene“ – und berät und hilft einander soweit es geht.

Kaum habe ich diese Zeilen geschrieben ist über Funk zu hören, dass eine Yacht hierher unterwegs ist  und Probleme hat – (neuer) Motor kann nicht mehr gestartet werden und wie es scheint funktioniert auch die autom. Windsteuerung nicht mehr – das ältere Paar ist etwas ratlos und müde – ein Segler neben uns bemüht sich, um sie mit technischen Anweisungen zu versorgen aber auch mit Beratung falls „wenn-dann-Situationen“ eintreffen – inzwischen wurde auch Schleppen diskutiert via Agent mit einem Schleppdienst der vorerst 3400.-US$ verlangte und hernach sagte, der Einsatz sei doch nicht möglich – letzter Beschluss geht dahin, dass die Yacht entsprechend Wind versucht in einer weiteren Nacht hierher zu gelangen…wir hoffen auf gute Winde und gute Fahrt für die Crew…

… bei Tagesanbruch gibt der Schiffingenieur und Segler über Funk weitere Anweisungen – das Boot muss nun gegen den Wind aufkreuzen und wegen der Bootsneigung auf den nächsten Kreuzschlag warten um eine letzte Anweisung am Motor ausführen zu können – „dann sollte es ok sein“ so der zuversichtliche Schiffsingenieur – und so war es – Motor läuft wieder – aufatmen – beim Eintreffen konnten wir die erleichterte Crew wohlbehalten mit 2 Dingis in die Lagune hinein begleiten.

Kurz-Rückblick auf unsere Reise durch die Malediven aus Seglersich

Es liegt natürlich an der Sache, dass Segler mit längerem Aufenthalt einen anderen Blickwinkel haben als die meisten Touristen, welche ihre bemessenen Ferien in einem Resort verbringen, wo alles für den Gast organisiert ist.

Einiges über spezielle Anforderungen beim Segeln in den Atollen, mit vielen Miniatollen und Untiefen, habe ich bereits im Märzbericht erwähnt

Im strengen Muslimland steht man als (weisse) Segler praktisch unter ständiger Beobachtung, wobei uns die Bevölkerung immer offen und freundlich begegnete, auch aus Interesse und eher scheu auf uns zukam, ohne dass sofort ein Gefühl aufkam, dass man uns etwas „abknöpfen“ will.

Dagegen kam es uns oft vor, als seien die Malediven eine einzige Baustelle – überall wird gebaggert, Inseln erweitert, Flugplätze ausgebaut, viele (Luxus-) Resorts gebaut, in der Regel gesamte Inseln, werden z.T. weit ins Wasser hinaus über Riffe verlängert und mit Bungalows überbaut… wie es scheint Natureingriffe der gröberen Art.

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Wir wichen aus auf Nebenschauplätze, teilweise bei unbewohnten Inseln und Ankerplätzen weit ab von „Gut und Böse“ und erlebten oftmals eine wunderbare Wasserwelt bei Inseln und kleinen Dörfern mit intakten Riffen und phantastischer Tierwelt – vielerorts, besonders mit den Resort-Überbauungen geht dieser Charm, der die Malediven so bekannt macht, offenbar je länger desto mehr verloren.

Der (Tauch-) Tourismus und die Fischerei sind die hauptsächlichen Standbeine der Malediven

Die Malediven sind kein typisches Segel-Revier und mit diesbezüglichen Nachteilen behaftet – die Segelsaison ist praktisch beschränkt auf die Ost-Monsun-Zeit von Dezember bis April, in welcher es aber nur wenig oder kein Wind gibt – offenbar bekennt man sich zur Förderung des Yachtwesens, jedoch ist von Regierungsseite wenig davon zu spüren oder man ist verunsichert – hingegen lässt man sich die Bewilligung für das Segeln gut bezahlen, was jedoch auch einige Segler abhält hierher zu kommen und wobei der Gegenwert von vielen Seglern in Frage gestellt wird.

Die Malediven werden von Seglern kaum wegen des Segelns besucht – schon eher wegen der grandiosen Natur und weil sie für viele Segler auf der Route durch den Indischen Ozean liegen – der Agent fragte mich nach Bedürfnissen der Segler und Festhalten derselben in einem Grobkonzept, was ich gerne tat.

Anfänglich dachten wir, dass die vorgesehene Zeit von 6 Wochen nicht enden werde und schwupps sind 2 Monate seit unserem Einklarieren vergangen

Abgesehen von einem Motorenproblem (Märzbericht), das sich glücklicherweise in Minne auflöste, hatten wir keine grösseren Sorgen – konnten das Seehandwerk ruhig angehen – angespannte Momente gab es praktisch nur bei der Wahl und Anfahrt der meist heiklen Ankerplätze.

Die Hitze, vor allem wenn es keinen Wind gab, machte zu schaffen – jedoch gesundheitlich  erging es uns erstaunlich gut – wir wurden abgesehen des erwähnten Sturmes auch noch nicht besonders gefordert.

Nun setzen wir Segel für die Weiterfahrt südwärts nach Rodriguez, das von all unseren Kollegen die bereits da waren gelobt wird – haben 1350 Seemeilen über offene See vor uns  und hoffen auf „anständiges Wetter und Winde“

Solches wünschen wir euch ebenfalls – bis später

 

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