August bis Mitte September
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Am 9. Aug. hüpfen wir 3 Seemeilen weiter in die uns bekannte Bahia de Buenoventura – eine schöne und stille Bucht, wo wir alleine vor Anker liegen und ein Wiedersehen mit Heikki dem hier ansässigen Finnen haben. In Rufweite des Hauses vereinbaren wir uns zum Snorkeln – als ich ihn mit dem Dingi abholen will, war er schon knappe 10 Min im Wasser und hatte bereits einen ansehnlichen Snapper harpuniert. Er zeigt mir an einer Stelle gleich 3 Lionfische – sehr farbig mit blumenartigen Flossen und sehr giftig – es handelt sich um einen nicht in die karibischen Gewässer gehörenden Fisch, der „ausgesetzt“ oder aus einem defekten Aquarium entronnen ist und sich, weil ohne natürliche Feinde, rasch verbreitet – ein unerhört prächtiger Fisch, dessen Gift zu Lähmungen führt oder tödlich sein kann – „eine gefährliche Seuche“ wie uns gesagt wird.
In der Bucht gibt es viele Fische die aus dem Wasser springen oder an der Oberfläche „plantschen“, sowie grosse Schwärme kleinster Sardinen, die, wenn von andern Fischen gejagt, aus dem Wasser springen, was aussieht wie eine glitzernde Brandungswelle. Ausserdem viele Pelikane, welche die reiche Fischtafel offenbar zu schätzen wissen – mehr als anderswo sehen wir wie sie im Sturzflug senkrecht ins Wasser hinunter stürzen – einmal waren es 7 gleichzeitig, was dann auch gefährlich aussieht und ein grandioses Schauspiel ist, besonders als sie gleich darauf auffliegen eine Runde um unser Boot vollziehen um im nächsten Moment erneut aufs Wasser hinunter zu stürzen.
Gehen mal noch am Aussenriff schnorcheln – ein eindrückliches Riff mit einer besonders vielfältigen Korallen- und Fischwelt – Leena begleitet Heikki und mich mit dem Dingi – da gibt es flache Riffs, Canyons, Höhlen, dann wieder fällt es senkrecht in grosse Tiefen ab – Die Korallen sind von unglaublicher Vielfalt in Formen und Farben – ebenso die Fische – eine exotische Unterwasserwelt mit Wald, Pflanzen, Blumen, Pilzen, Tieren … schade habe ich (noch) keine Unterwasserkamera.
Wegen starkem Schwell in die Bucht, segeln wir an den vermeintlich etwas besser geschützten Ankerplatz von Portobello zurück – dann aber kommt enormer Regen – d.h. es schüttet fast 24 Std wie aus Kübeln und dazu starker Wind und Schwell, so dass die vor Anker liegenden Boote heftig taumeln und teilweise selbst die am nächsten liegenden Boote kaum zu sehen sind. Die Szenerie wird von Blitz und Donner begleitet.
Gut nicht unbedingt auf offener See zu sein – erhalten denn auch ein E-mail von Freunden welche auf Curaçao einen Blitzschlag am Boot erlitten, der viele elektronische Geräte zerstörte… nicht einfach zu ersetzen…
Die Südküste der Karibik soll zu den am meisten mit Blitz, Donner und manchmal Regen (;-) gesegneten Gegenden der Welt sein.
Am 15. Aug. fahren wir wieder in „alte Gefielde“ zur Shelterbay Marina, wo wir für 1 Woche buchen, um viele anstehende Anliegen zu erledigen und nebenbei den Luxus der Marine-Annehmlichkeiten zu geniessen. Gleichzeitig mit uns trifft ein australischer Catamaran ein – sie kamen von Trinidad und mussten 7 Tage lang motoren – meist kein Wind oder auf die Nase – das kennen wir ja auch, obwohl nicht in diesem Ausmass… bis jetzt.
Leena sorgt für Wäsche, Reinigung Kästen, Böden, Roste, „Möbel“, Entrümpelung – will immer meine geliebten alten Kleider entsorgen… – habe selber ein 11-Punkte-Programm und vergass darüber sogar unsere Funkabmachungen mit Andreas in der Panamarina. Konnte unter anderem die hier früher falsch eingekaufte Leine im Wert von 600 $ tauschen, die wir für unseren Jordan-Series-Drogue benötigen – Leine mit 135 kleinen Treibankern für allfälligen schweren Sturm -. Endlich kam ich auch dem Lichtausfall der Tricolorlaterne auf die Spur – es gab im Kabel gleich 3 korrodierte Stellen – habe dafür eines Tages einen neuen Rekord aufgestellt, indem ich 7 x ! im Masttop war – auch für einen ehemaligen Sportlehrer ganz schön anstrengend (;-) – ausserdem zum Vergnügen oder evtl. Bedauern der Beobachter. Gut liessen wir früher Maststufen fixieren, so dass Leena nur zu sichern brauchte. Musste ein neues Kabel einziehen – nun funktionieren alle Lichter wieder bestens (für Nichtsegler: es gibt am Grossmast die Tricolore, das Ankerlicht, das Headlight und das Deckslicht) – baden im Pool, Sundowner, dann feines Nachtessen – manchmal muss man sich selber etwas belohnen…
Hören am Funk, dass bei Cartis, San Blas eine vor Anker liegende Ketsch verschwunden sei, während die Eigner 3 Tage abwesend waren… wie ist das möglich? Was steckt dahinter ist man geneigt zu fragen…
Nach einer Woche, in welcher neben „Arbeit“ auch Zeit blieb für Austausch mit andern Yachties und einem Abend mit einer Musikband, waren wir zufrieden, mehr als erwartet, erledigt zu haben – neu gebunkert mit Lebensmittel aus Colon, Wasser, Gas und Diesel hat die Nicone 2 cm mehr Tiefgang, was an der Wasserlinie sichtbar ist.
Wir verliessen die Marina und nahmen Kurs West zur 100 Seemeilen entfernten Isla Escudo de Veraguas. Auf der Route dorthin sahen wir von weit her ein Militärboot – beim Näherkommen stellten wir fest, dass es sich um ein honduranisches Militärboot handelte, das sich aber in Panama-Gewässern (9 Seemeilen zur Küste) befand. Wir wurden angefunkt, zuerst in Spanisch, dann miserablem Englisch (schliesslich funktioniert der internationale Seefunk auf Englisch) und nach woher, wohin, Crew, Nationalität etc. gefragt – wir wundern uns – geben Auskunft – dann werden wir freundlich verabschiedet.
Nach einer Tag- und Nachtfahrt von 101 sm mit viel Motor – es herrschen vor allem westliche Winde und Gegenströmung vor – hoffentlich dann auch auf der Rückreise – ankern wir auf Pos. 09°05.2’N – 081°34.0’W am südwestlichen Zipfel der Insel, wo wir 2 Nächte bleiben. Sind wie so oft einziges Boot – trübes und regnerisches Wetter und viele Mücken wollen uns „geniessen“.
Weiter zur 28 Seemeilen entfernten Laguna de Bluefield, die auf der Anfahrt viele Felsen aufweist, sonst aber tief ist, ausser einem Spot mitten in der Bucht, der nur 5 -8 m Tiefe aufweist und wo wir den Anker fallen lassen (zum 75. x in diesem Jahr).
Es kommen viele Kanus auf der Durchfahrt bei uns vorbei – vor allem Schüler in Schuluniformen – 2-3 Mädchen pro Kanu sowie 1 – 2 Knaben pro Kanu. Sie machen einen Zwischenhalt bei uns – kommen aus der Schule und müssen die Bucht diagonal durchpaddeln – ca ¾ Std.
Wir bleiben auch hier 2 Nächte – es ist still hier – auch sind wir wiederum einziges Segelboot – machen mit Dingi eine Buchttour – fixiere weitere Kegel auf Treibankerleine – wir baden und ich entferne einige Seepocken am Unterwasser – kaufen Bananen und Yuka (Wurzelgemüse) von Kanu-Händler und vergeben „alte“ Kleider.
Was uns auffällt hier im Westen von Panama:
– die Gegend ist hügelig und von vielfältiger Pflanzenwelt auf Vulkangestein
– die Häuser am und im Wasser sind auf Pfählen und aus Brettern
– die Menschen sind neugieriger, offener und freundlicher, weniger strenge Gesichtszüge als z.B. Kuna Yala-Leute – kommen auf Schwatz vorbei.
– sie haben kleinere Kanus, von eleganter Form, welche von allen mit gekonnter einseitiger Paddeltechnik gefahren werden.
– Es gibt hier in der Bluefield-Laguna wenig Fische, dafür viele Krebse und Langusten, weshalb es praktisch keine Pelikane hat, wie sie sonst mehr oder weniger überall vorkommen.
Nach weiterer absolut stiller Nacht mit nahezu Vollmond und glatter See verlassen wir früh morgens die Bucht – mit Verabschiedung bei der Buchtausfahrt durch 2 Delfine und 2 Kanus – Wind auf Nase – Kurs Boca del Torro – später vorsichtige Anfahrt von Boca-Town – die gesamte Bojenmarkierung im Channel zwischen den Inseln Bastimentos und Carenero existiert seit nicht allzu langer Zeit nicht mehr, wie wir vorgewarnt wurden – dann kurz vor dem Ankerplatz böse Überraschung beim Toilettenbesuch – das (Süss-) Wasser des Waschbeckens läuft und verursachte eine kleinere Überschwemmung – zum Glück früh bemerkt – etwa 50 – 60 Liter sind ausgeflossen. Ankern beim südl. Ankerplatz von Boca-Town, wo weitere 18 Yachten liegen. Melden uns gemäss Vorschrift via Funk beim Port-Captain – niemand antwortet – also mit Dingi hin, aber es ist bis nächsten Montag niemand da, wie wir im Hotel nebenan erfahren.
Boca Town ist eine lebendige Kleinstadt mit rel. viel (Touristen-) Betrieb: Autos, Wassertaxis, Flugplatz, Restaurants, Musik … sind uns gar nicht mehr gewohnt.
Chris, ein Bekannter von Providencia, kommt vorbei um hello zu sagen und warnt vor nächtlichen Dieben am Ankerplatz – er ist hier fast zu Hause und kennt die Situation recht genau – im Gespräch meint er auch, dass mit dem neuen Präsidenten (Martinelli) in Panama alles schlechter werde – besonders die ohnehin arme Bevölkerung leide unter den erhöhten Taxen – das Monatseinkommen eines Arbeiters betrage hier 250 – 300$
Treffen Vorbereitungen für Landausflug – gehe u.a. zum Zahnarzt, der mir einen erneut losen Stiftzahn (für 15$) befestigt – bringen das Boot für die Zeit unserer Abwesenheit in die Marina Carenero vis à vis – wo wir neben der uns bekannten Schweizeryacht „Kyahola“ am Steg liegen – Jürg, der Eigner ist derzeit zu Hause.
Wieder mal warme Kleider hervorholen denn die Reise geht nach Cerro Punta auf der Südseite der Zentral-Kordilleren auf knapp 2000 m – mit Wassertaxi 10 Min nach Boca Town – dann mit Schnell-Motorboot in ¾ Std nach Almirante „brettern“ – Taxi zur Busstation – mit Bus 4 Std zuerst „erhöht“ der Küste entlang ostwärts, dann über die Zentral-Koordilleren südwärts nach der Stadt David hinunter, wo wir eine Nacht im Purple-Haus verbringen.
Die Fahrt als solche war interessant – auffallend sind die einfachen Häuser, sehr oft Bambus-Strohhütten auf der Atlantikseite im Gegensatz zu schönen teilweise prunkvollen Gebäude auf der reicheren Pazifikseite der Zentral-Koordilleren. Gab’s auf der Karibikseite noch gutes Wetter, so änderte sich dies schlagartig nach der Passhöhe, wo es danach fast immer regnete und dies oft nicht zu knapp. Ebenfalls interessant: die gesamte Fahrt von mehr als einem halben Tag, d.h. 2 Wassertaxis, Busfahrt und 2 Strassentaxis zum sagenhaften Preis von insgesamt 14$ pro Person! Das Ganze auch noch mit hervorragenden Verbindungen!
Im sogenannten Purple-House in der Stadt David waren wir gut aufgehoben – es gab viele Durchreisende – nur war mir speziell etwas zu viel des Guten bezüglich der violetten Farben – das Haus hatte 3 verschiedene Violettfarbtöne – gilt auch für Wände innen sowie violettes Geschirr, Kästen, Decken, selbst der Hunde-Teller und die Kleider der Hausdame alles in violett… Es regnet in Strömen – also kaufen wir noch Knirpse im Supermarkt.
Am nächsten Tag weitere Busfahrt von 1 ½ Std nach Cerro Punta, das auf knapp 2000 m ü M liegt. Der Ort an den Hängen der Kordilleren ist bekannt für Hiking und Planzen aller Art: Gemüse an steilen Hängen, Erdbeeren, Blumen – es gedeiht hier auf der Vulkanerde in dieser Höhe mit dem „Regenklima“ einfach alles. Überall wird in den steilen treppenförmig angelegten Pflanzungen gearbeitet. Im Ort gibt es Pferde und Rinderzucht vom Feinsten. Wir besuchen die „Finca Dracula“ am Rande des Dorfes. Eigentlich handelt es sich so um etwas wie eine Gärtnerei in einem Park – unerhört schön angelegt am Hang mit Bergbach, Blumen – man kennt hier 80 verschiedene Orchiden – Dschungelpflanzen, Teiche – eine Augenweide – selbst der Regen, der am Nachmittag einsetzte, vermochte diese Eindrücke nicht zu vermiesen.
Am Abend – es ist kalt geworden – kommen wir durchnässt in’s Hotel zurück – das Bett hat 3 Decken, die auch nötig sind in dieser feuchten Kälte!
Wir ziehen am nächsten Morgen wohlgemut die Wanderschuhe an für eine Wanderung zum Wasserfall – Leena meint noch, dass sie sehr zufrieden sei mit den alten guten „Bergfinken“… mit dem Taxi geht’s zum Ausgangspunkt am Fusse des Nationalparks – dann auf dem wasserdurchtränkten Dschungelpfad relativ steil aufwärts – nicht ganz ohne für unsere Seebeine und eher etwas eintönig – wir sehen und hören auch keine Tiere – also beschliessen wir auf halben Wege umzukehren – etwas später verliert Leena eine Schuhsohle… die wir mehre Male mit dem Schuhbändel befestigen. Es beginnt auch wieder zu regnen. Unten in einem Hotel mit Regenausrüstung für Hiker kaufen wir ein paar Stiefel…
Eigentlich hatten wir die Absicht noch nach dem ebenfalls bekannten Boqueta zu fahren – es gibt dort den „besten Kaffee“ (Plantagen) und River-Rafting, das ich früher zwar relativ viel, aber lange nicht mehr praktiziert habe. Als es aber am nächsten Tag schon morgens regnete, beschlossen wir wieder „nach Hause“ aufs Boot zu fahren und verzichten darauf nochmals im Regen „herumzufotzeln“ bzw. aufs River-Rafting, das wahrscheinlich eingestellt ist und zudem mit 5 Std auch anstrengend wäre.
Die Rückfahrt verläuft grössten Teils im Regen – die Kordillerenkette ist stark Wolkenverhangen – erst in Almirante drückt die Sonne rechtzeitig durch für die Fahrt mit dem Schnell-Motorboot nach Boca-Town.
Anmerkungen / Diverses:
Trotz des Regens war es ein spannende und interessante Reise die wir nicht missen möchten.
Das Transport-System zu Wasser und zu Lande ist ausgezeichnet und billig. Die längste Wartezeit dauerte knappe 15 Minuten. Die Kleinbusse fahren sehr häufig und sind mit Chauffeur und Türsteher versehen. Der Türsteher kassiert irgendwann, behält Übersicht, hilft mit Gepäck, hilft besonders alten oder behinderten Leuten beim Ein-Aussteigen, gibt Auskünfte und ist generell sehr freundlich – „Kontakt zum Kunden“ wird hier aufs Eindrücklichste gelebt.
Auf dem Weg nach Cerro Punta gibt es ein Ort „Nueva Suiza“ auf ca. 1700 m ü M -jemand meinte, es handle sich um Schweizer die sich hier niedergelassen hätten – es ist relativ steiles Gelände und die Häuser weisen steile Dächer auf – ausserdem soll es in der Gegend auch Pflanzungen von Nestle unter Schweizer Management geben.
Fühlten uns wohl im Hotel Cerro Punta (gleicher Name wie Ort) – die ältere Hausdame – sehr freundlich , religiös und aufgestellt schaute gut zu uns – sie war stets warm angezogen und trug immer Gummistiefel… was uns, wenn sie servierte, sehr beeindruckte (;-)
Wir sind noch 2 Tage in der Marina wo Mary (Eignerin) und Babette (Sekretariat), beide Amerikanerinnen, das Zepter führen und wir gut aufgehoben sind. „Arbeiten“ einen ganzen Tag an Plänen für 2011: Atlas, Routen, Berichte, Distanzen, Zeitberechnungen (Hurrikans…), Winde, Strömungen, Ausrüstung und Ersatzbeschaffungen, To do’s, auch kritische Orte wie das „Samoa – Tonga – Fiji – Dreieck“ das viele nicht in den Karten aufgeführte Untiefen aufweist – was bei den obligaten Langstrecken auch Nachtfahrten bedingt und deshalb keine Sichtbeurteilung erlaubt und deshalb, wie nachzulesen, schon etlichen SY zum Verhängnis wurde.
Tags darauf Funkkontakte, Bericht und Fotos, Motorölwechsel, mit Spezialist Check des Inverters, welcher Störungen aufweist, während Leena in Boca-Town Einkäufe erledigt. Sie bereitet einen feinen Dessert vor für den Abend, zu welchem wir anlässlich des Labourdays mit 5 Amerikanern vor Ort zum Essen eingeladen sind – nach feinem Essen mit etwas Wein, etwas Smalltalk waren nach 1 ½ Std danach fast alle müde – wir lesen noch eine Weile.
Nach einer weiteren Nacht vor Anker mit 21 andern SY vor Boca-Town durfte man sich wieder einmal wundern über die völlig unterschiedliche Lage und widersprüchliche Ausrichtung der Boote – es herrschen in der Bucht starke Strömungen und Verwirbelungen vor, die stärker sind als der Wind aus SE der mit 12 Kn weht.
Fahren zur Isla Cristobal und ankern im „Trouble Hole“, einer von Mangroven umgebenen Bucht, welche an Finnische Seenlandschaft erinnert. Reinige beim Baden noch etwas die Wasserlinie als mich eine kleinere Medusa erwischt und an meiner Hüfte eine zwar ertragbare aber doch brennende Spur hinterlässt. Am Abend ist seltenes Vogelgezwitscher zu hören, ansonsten ist es absolut still und friedlich mit leise vorübergleitenden Kanus. Am Morgen darauf gehen Kinder mit Kanus zur Schule; kleinere Kinder werden von einem Elternteil dorthin gepaddelt.
Unsererseits legen wir ab und fahren noch etwas weiter Richtung Festland zur kleinen Insel Pastores – die Geschichte weiss, dass 3 englische Brüder 1880 mit ihren Sklaven von der Insel St Andres (nahe Providencia Island) hierher zogen und die Insel kolonialisierten – die drei Brüder zeugten mit den Sklavinnen und den indigenen Frauen eine grosse Anzahl Kinder – so viele, dass sie eine eigene Schule und einen Druggstore eröffneten. Wir lassen für einen Mittagshalt den Anker fallen um beim nahen Riff zu schnorcheln – als ich ins Wasser steige bin ich schnell wieder hinaus – es wimmelt von grossen Quallen – ich wurde erst gestern von einer kleinen „beehrt“. Dann umfahren wir die schöne Insel mit den einzelnen Häusern um ans Nordende in die „Big Bight“ der Insel Cristobal wieder in die Nähe von Bocas-Town zu gelangen, wo wir morgen auschecken wollen für die Rückreise nach Shelterbay. Auf der Route dorthin „ist’s zum Möggen“: wieder Wind auf die Nase – gehen wir südwärts haben wir Wind von Süd – geht’s nordwärts Wind von Nord…usw. Können dann am Nachmittag doch noch ganze 2 sm bis ans Buchtende segeln wo wir an diesem einsamen und wunderschönen wiederum von Mangroven umgebenen Ort ankern. Erst als wir mehrere Kanus zwischen den Mangroven verschwinden sehen, erraten wir den Zugang zum nahen Dorf und fahren mit dem Dingi hin. Es stellt sich heraus, dass es ein sehr schönes und sauberes Dorf in hügeligem Gelände mit freundlichen Leuten ist. Wir treffen einen jungen New Yorker der hier seit 2 Jahren lebt und von einem Förderungsprojekt der UNO angestellt ist. Er erlebte eine schöne aber auch harte Zeit wie er uns erzählt, gibt es doch z.B. keine Elektrizität – das Projekt läuft seit 4 Jahren – und ist für weitere 4 Jahre gesichert.
Am Freitag 10.9. machen wir uns auf den Rückweg nach Shelterbay und wollen unterwegs noch 3 Orte anlaufen. Dazu haben wir noch 1 Woche Zeit um dann den erwarteten Besuch eines Freundes, dessen Wege sich seit der Schulzeit immer wieder mit den unseren kreuzten, in Empfang zu nehmen.
Vorerst bietet sich als nächster Zwischenhalt die bereits bekannte Lagoon Bluefield an – beim Näherkommen gab’s ein paar Delfine – die gleichen die uns hier vor einiger Zeit hier verabschiedeten? Wir konnten die 30 sm segeln mit teilweiser Motorunterstützung. Statt in die Bluefild Lagoon zu fahren machen wir einen kleinen Abstecher zu einer sehr schönen kleinen Insel (Felsen)-Gruppe Cayo Toro, wo wir wegen des ruhigen Wetters (ansonsten, weil zu ungeschützt, nicht zu empfehlen) für die Nacht auf Pos. 09°08, 9’ N – 081°57,2’ W ankern. Kaufen von Fischern 2 kleine Makrelen und erleben einen sehr schönen Abend. Es gibt zwar recht starke Strömung – steige deshalb nur mit den Flossen ins Wasser – und fast die ganze Nacht Vogelgezwitscher (lauter Nachtvögel?) von den Felsen her. Zwei davon landen wohl vom Licht angezogen und unbeabsichtigt (eher abstürzend) auf den Sonnenkollektoren. Ebenfalls ein Fisch der offensichtlich von der Taschenlampe angezogen wurde, schwamm an der Wasseroberflache mit Speed direkt in die Bordwand, dass es knallte. Die Nacht war dann wegen aufkommendem Wind und etwas Schwell nicht ganz so ruhig wie erhofft, aber jedenfalls ein lohnender Ankerplatz.
Weiter ging’s zur Tobobe Bight, die in Luftlinie nur ca. 7 sm östlich liegt, aber durch notwendiges Umfahren der Halbinsel Valiente, 16 sm beträgt. Die Fahrt ist nichts Besonderes, dafür Schönwetter. Erst die Anfahrt nach Waypoints zwischen Untiefen erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Bekomme am Ankerplatz Gelegenheit, das Kinderkanu eines Jungen auszuprobieren – ganz schön wackelig aber toll. Dann darf ich Damencoiffeur spielen und die Haare der Bordfrau etwas kürzen – mit Erfolg wie sie meint. Wollen im Dorf noch Bananen erstehen und das Dorf ansehen – die Bevölkerung spricht praktisch nur die hiesige Ngobere-Sprache – werden von einem Burschen in gutem Englisch angesprochen – er meint es gebe evtl. keine Bananen zur Zeit – es war uns auch nicht so wichtig – aber wir könnten mal gemeinsam sehen und dabei das Dorf durchwandern, das er uns gerne zeige – ok, machen wir. Es gibt wohl selten Touristen hier und wir werden neugierig von Jung und Alt beobachtet. Wie alle bisher besuchten Dörfer dieser Art sind die Familien sehr kinderreich – 5 bis 8 Kinder pro Familie sind keine Ausnahme. Clemenc führte uns durch das schöne am Strand gelegene Dorf. Dabei lernten wir an Stelle „buenas tardes“ oder „hello“ das Wort „niantoro“ (in Ngoberesprache), das von den Einwohnern herzlich erwidert wurde.
Die Kinder wollten fotografiert werden, um sich dann selber zu sehen. Clemenc kennt fast alle Dorfbewohner obwohl er zur Zeit im Nachbardorf vis à vis der Bucht wohnt und hierher zum Ladengeschäft kam um etwas zu kaufen und sein Mobiltelefon aufladen zu lassen. Unterwegs sahen wir eine Gruppe Frauen bei einer solarbetriebenen Telefonstation sitzen, die aber leider wegen des verstopften Münzautomaten momentan nicht funktionierte, wie unser Guide herausfand. Nach einigem Nachfragen gelangten wir am Dorfende zu einer Hütte, wo wir bei einer Frau Bananen kaufen konnten. Es gibt im dünnbesiedelten Dorf 3 Kirchen – Adventisten, Zeugen Jehovas und ? Babtisten oder Methodisten – später auf dem Boot hören wir beim Einnachten vom Ufer her lauten (oft etwas falsch tönenden – was soll’s) Chorgesang und einen Prediger und Vorsänger.
Wir haben Clemenc am folgenden Morgen zum Kaffee eingeladen, was er gerne annimmt, besonders da er noch nie ein Segelboot wie unseres von nahe gesehen hat. Er kam mit dem Kanu und ist dann auch begeistert von „unserer Wohnung“ und macht Fotos innen und aussen.
Er erzählt uns aus freien Stücken aus seinem und dem Leben hier: Er ist 25 Jahre alt, hat 3 ältere und 2 jüngere Brüder – alle offenbar in guter Stellung – er selbst macht den Eindruck eines eher besser gestellten unter seinesgleichen. Die letzten 2 Jahre arbeitete er als Guide in Costa Rica und führte Touristen nachts zu Schilkröten-Plätzen – deshalb auch seine Englischsprachkenntnisse – er will sich eine Existenz im Tourismusbereich aufbauen. Zur Zeit wohnt er bei seinem Vater – sie hätten Kakao-Pflanzungen dort und wenn er Geld benötige, transportiere er mit einem grösseren Motorboot 500 – 600 Pfund zu einem Händler und bekomme für 100 Pfund 80$. Geld allgemein sei ein Problem für die Bevölkerung – sie leben vom Fischen und was die Natur hergibt – das Tauchen nach Krebsen sei harte Arbeit und brauche Glück dazu – Krebse können im Laden abgegeben werden, wofür 2.50 $ pro Stk ausbezahlt werden. Gegessen wird meist 3 Mal das gleiche pro Tag, grundsätzlich Fisch und gekochte Gemüsebananen – seltener Reis, weil für sie teuer. Er selbst zeigt auch grosses Interesse für unsere Bordinstrumente und Computer – er versteht auch einiges davon, da er bei seinem Bruder, einem Informatiker vieles gelernt hat.
Für uns eine Gelegenheit, unseren alten kaum noch verwendeten aber gut funktionierenden Computer „an den richtigen Mann“ zu verschenken – er kann es kaum glauben, als wir ihm denselben, nach Entfernung aller persönlichen Daten, überreichen. Dann taucht noch die Frage wegen der Volt-Spannung auf – als wir feststellen, dass er auch für die hier üblichen 110 Volt funktioniert, fällt ihm ein Stein vom Herzen. Er will den Computer bei seinem Bruder in der Stadt einsetzen, wo er auch elektrische Energie hat.
Zum Abschied meint er – er werde uns nie vergessen und wir sollen das gleiche tun – versprochen!
Gegen Mittag legen wir ab und können zur hellen Freude (entgegen den wieder mal falschen Windprognosen – was denn sonst…) mit regelmässigem Halbwind unser nächstes Ziel, die bereits bekannte „am Wege“ liegende Insel Escudo de Veraguas anfahren. Mit dem Ankern stellt der Wind ab – wir liegen hier mit einem Militärboot, das sich später absetzt. Spät in der Nacht wurde es etwas unruhig, was sich auf uns abfärbte. Der Wind setzte wieder ein, nahm zu und drehte gleichzeitig, womit wir uns im Luv der Insel und dazu noch in der Flucht zum Riff befanden – der Anker, besonders seit wir den massiv schwereren verwenden, hielt bestens.
Beim Start dann zum Rio Chagres ist wieder tote Hose bezüglich Wind. Also nehmen wir die 100 sm, einer Tag- und Nachtfahrt, mit Motor in Angriff. Dazwischen gab es Ansätze von Wind, meist aber von kurzer Dauer. Setzen den Spi, den wir bis dato nie benützen konnten seit der Reparatur, um alle Funktionen zu testen – arbeite danach den ganzenTag an den Leinen des Bergeschlauch-Systems. Etwas grosse aber träge Delfine kommen vorbei und gegen Abend schwirren 6 Schwalben um’s Boot, kommen auch ins Cockpit und setzen sich dann nebeneinander auf die Genuaschot. Auch das Blitzlicht des Fotoapparates vermag sie nicht zu stören und selbst meine Anwesenheit auf dem Vordeck vertreibt sie nicht. Dort bleiben sie bis ich schliesslich um Mitternacht die Genua setzte, was ihnen dann doch zu viel wurde und sie in die Nacht hinaus flogen. Auf der Nachtwache fixierte ich weitere 12 Kegel auf der Treibankerleine. Zur positiven Überraschung können wir bis zur Anfahrt des Rio Chagres segeln, wo wir um 10.00 die Flussmündung erreichen und bis zum ersten Flussknie aufwärts fahren um dort im Süsswasser, das aus dem Gatunsee kommt, zu ankern. Etwas Schlaf nachholen, einige Haushaltarbeiten erledigen und am Abend noch eine Dingitour dem Ufer entlang. Dabei auch kurz in Seitenarme gefahren, um Krokodile zu sehen – aber nicht einmal Vögel sehen wir – hören die Brüllaffen – und scheuchen unter einem Steg in einem Seitenarm ca 20 Fledermäuse auf, die sich kurz darauf wieder an die Stegunterseite „kleben“. Leicht enttäuscht kehren wir zurück, hatten wir doch erwartet eine vielfältige Tierwelt zu sehen (verwöhnt von einem früheren Australienaufenthalt?).
Nach herrlichen 10 Stunden Schlaf ohne Unterbruch starten wir zur knapp 12 sm entfernten Shelterbay-Marina. Beim Verlassen der Flussmündung gilt es wegen starken seitlichen Strömungen im kritischen Tiefenbereich aufzupassen. Fahren dann schon wie selbstverständlich, weil zum dritten Mal durch den, dem Panamakanal vorgelagerten Wellenbrecher zur Shelterbay-Marina, die wir einen Tag früher als vorgesehen anlaufen, um noch in Ruhe einiges zu erledigen bevor schon bald unser Freund und Gast für 3 Wochen zu uns aufs Boot kommt.
Impressionen – Von Portobello zur Westseite von Panama und zurück zur Shelterbay:
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