Reisevorbereitungen

Januar – Februar 2011
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Die Weihnachts- und Neujahrspfunde sind weg – wir trinken hier mehr als wir essen mögen! Andererseits träume ich von den feinen Fastnachtsguetzli die es zu Hause gibt in der Winterzeit…Hier gibt es 28 – 30°C – Wassertemperatur 27/28°C. Wie wir vernehmen, hat Finnland zur Zeit ein Auf- und Ab mit den Temperaturen mit bis zu 40° Minusgraden und hier, wenn die Temperaturen abends auf 25° fallen und der Wind etwas weht, reden wir davon dass es kühl sei…

 

26.01.11 Auswassern – Trockenplatz Shelterbay-Marina

Auswassern ist immer ein besonderes Ereignis – unter Seglern ein spannendes Thema – nicht ganz zu unrecht  – einem Freund in Brasilien passierte es: als das Boot bereits am Travelift über dem Wasser in der Luft hing, riss die vordere Traggurte, worauf das Boot nach vorn wieder ins Wasser kippte, der Mast und das gesamte Rigg schlug gegen den Querbalken des Liftes und wurden abgerissen. Dem Stahlboot selber passierte nicht viel, hingegen dauerte die Wiederinstandstellung des Schadens seine Zeit.

Bei uns geht’s (diesmal, wie ein anderer Segler augenzwinkernd meint) problemlos – eine andere Crew wartete bis ihr Boot nach einem Tag sicher auf den Stützen an Land war – das Boot hing in den Gurten in der Luft, aber der Motor des Traveliftes wollte nicht mehr und musste zuerst repariert werden.

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Das „Unterwasser“ sieht noch erstaunlich gut aus – wir beginnen sofort mit Spachtel und Schleifpapier den Rumpf zu bearbeiten, besonders um die Spuren der Seepocken zu entfernen – es ist eine mühsame und schmutzige Arbeit, besonders unter den Flügeln des Kiels.

Am Abend  kommen unsere Trockenplatz-Bootsnachbarn von der „Alchimist“ At mit einem kühlen Bier vorbei – genau richtig, als wir schon sehr „geschafft „ waren – danke schön!

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Wir sind blau – nicht vom Bier sondern vom blauen Antifouling – ab unter die Douche

Früh am folgenden Tag – vom Dschungel, der bis an die Marina heran reicht, sind Brüllaffen und Vogelgezwitscher zu hören – setzen wir die Schleifarbeiten fort und können noch am Abend mit der „Neumalerei“ beginnen.

Sechs Arbeiter sind neben uns an einem ca. 20 m langen Motorboot aus Holz mit dessen Überholung beschäftigt – morgens wenn sie kommen trinken sie vorerst Kaffee und nehmen Frühstück – den ganzen Tag wird viel geschwatzt – manchmal (selten) sind alle beschäftigt oft aber schauen mehrere zu wie einer sägt und geben Kommentare ab oder schauen uns bei der Arbeit zu. Sie sind sehr nett und helfen uns mit Tipps und Handreichungen – wir mit Fruchtdrinks.

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Wie wir vernehmen, hatte sich der Skipper – er war im Auftrag unterwegs – geweigert mit dem Boot weiter zu fahren – es stand offenbar alles im Zeichen, dass die Crew nicht überlebt hätte – u.a. drangen letztlich 400 Gallonen Wasser pro Std (1500 Lt) ins leckende Schiff ein, die Notpumpen waren am Anschlag und nur mit Not konnten Taucher das Hauptleck etwas abdichten – das Boot hat den bezeichnenden Namen Odyssey.

Auf der anderen Seite sind 2 Arbeiter dabei, auf dem Werftgelände einen grossen Catamaran endgültig zu zerlegen, welcher für die Szene eines James-Bond-Films zum Explodieren gebracht wurde.

Am Abend des dritten Tages auf dem Hartplatz – wir haben wegen Müdigkeit „einen Gang zurück geschaltet“ – sieht die Nicone, nach einer Epoxy-Arbeit am Skeg und zwei neuen Schichten Antifouling, schon wieder toll aus – wir weniger – wir sind wieder blau – heisst voller Farbe.

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Über das Weekend folgten übliche Kleinarbeiten und eine dritte Schicht Antifouling – fertig. Dazwischen Spaziergang zum Ort neben Werftgelände, wo  Dammbefestigungsblöcke (8 ½ Tonnen pro Stück) hergestellt werden, sowie baden im
IMG_1538 frueh uebt sich....jpgPool mit den zukünftigen Seglern.

Einwassern  –  ein Wiedersehen nach 4 Jahren  –  zurück zur Panamarina

IMG_1542a Vorbereitung Einwassern.jpg   IMG_1547 wird zurueck in ihr Element transportiert.jpg
31.01.11: am Abend nach dem Einwassern und Einkäufen in Colon, gibt’s ein Wiedersehen mit Marie-Therese und Paul, welche wir vor 4 Jahren letztmals bei uns zu Hause gesehen hatten, als sie sich aufmachten, um mit Ihrer SY Mabuhay (Beneteau Oceanis 42) zur See zu fahren. Unsere Wege kreuzen sich wieder – auch sie auf dem Weg in den Pazifik.

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Während sie noch eine Weile hier in der Shelterbay-Marina bleiben, stellt sich uns die Frage, ob wir gegen den Wind und Wellen von 2.5 – 3m auf die Nase zur Panamarina zurückfahren wollen – viele raten ab – da aber unser Mechaniker Michel dort wartet und für die nächsten Tage noch stärkerer Wind angesagt ist, wollen wir es versuchen – können ja immer noch umkehren – wir ziehen durch – und erreichen nach 7 Std ruppiger Seefahrt erneut die Panamarina.

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Andern Tags starten wir sofort mit dem Einbau des Watermakers – sägen, bohren, schrauben, feilen, montieren – wir arbeiten alle (Leena, Michel und ich) gut Hand in Hand und am nächsten Tag erfolgt bereits der Testlauf – wir feiern den Erfolg mit einer „Flasche feinem entsalztem Wasser“ – es schmeckt wunderbar!

Überraschung

Alles lief bisher mit den beabsichtigten Arbeiten und Saison-Vorbereitungen bestens – wir liegen im Zeitplan und dies ist hier zu Lande doch eher eine Überraschung – der positiven folgt auf dem Fuss die unerwartete negative Überraschung.

„Es gibt etwas, das du auf einem Boot immer erwarten kannst, und das ist das Unerwartete“ (Mike Peyton, englischer Schriftsteller, Satiriker und Segler aus Leidenschaft)

…ja, machmal schafft das Segeln Leiden – noch in angehobener Stimmung und Freude über die grösser gewordene Unabhängigkeit betreffend Trinkwasser dank neuem Watermaker, sind wir im nächsten Moment schon beinahe sprachlos bei der Entdeckung einer gebrochenen Motorauflage. Sofort sind wir uns bewusst, dass dies zur Folge hat, dass der Motor angehoben werden muss, um den Träger auszubauen, dass Abklärungen bevorstehen, ob das Teil geschweisst werden kann, oder ein neues Teil eingeflogen werden muss, dann wieder Einbau… im besten Fall 7 – 10 Tage Verzögerung – es können auch 3 Wochen werden …

…aber besser jetzt als später auf der Pazifikseite unter voraussichtlich schlechteren Bedingungen…

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Da ist man an wunderschönen Gestaden bei herrlichem Segelwetter und hat den Kopf im Motorraum… und wir sind nicht allein – an einem andern Boot wird der ausgebaute defekte Motor auf ein Floss gehievt und dann an Land gebracht…

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Der Ausbau des gebrochenen Trägers ging zügiger als erwartet voran – den Motor haben wir vom Cockpit aus mittels Flaschenzügen, die wir an Querbalken im Cockpit  befestigten, angehoben. Dank intelligentem Zugang zum Motorraum – Lob an die Bootkonstrukteure – kein sonderliches Problem. Derweil herrscht auf dem Boot  ein Riesenchaos – Ware aus- und umräumen, Werkzeuge hier und dort, Teile ebenfalls.

Nach einer guten Woche waren der geschweisste Träger und der Motor wieder an ihrem Platz – juhui, habe viel gelernt dabei und erst noch mein Französisch (Michel ist Franzose) aufgebessert – alles ist eben für etwas gut.

Zwischenzeitlich nahmen wir uns verschiedene Dinge vor, die wir schon länger auf der Liste haben. Z.B. polierte Leena sämtliche Chromteile an Deck und ich die Bordwände im Dingi stehend – meine Kopfrechnung (ab und zu übe ich (;-)) ergibt dazu Folgendes: für 30 cm Bordlänge = 10 Min – bei 1260 cm Bordlänge = 42 x 10 Min x 2 (zwei Seiten!) = total 840 Min bzw 14 Std Polieren – Verteilung auf mehrere Tage ist geplant – dies ist wohl der Grund, dass ich immer noch nicht fertig bin.

Daneben gab’s sogenannte „Allerleitage“ mit diversen Besorgungen, Optimierungen, Einkäufen, Installationen und Internetbesuchen in der Panamarina.

Der Montag 07.02 begann harmlos: wieder ein Stück Bordwand polieren (siehe oben). Am Nachmittag beschlossen wir mit dem Dingi durch den Dingipass – romantische schmale Wasserstrasse, welche von Mangroven gesäumt und überdacht ist – zur Ankerbucht von Linton hinüber zu fahren. Wir vermuteten dort einen Freund, den wir lange nicht gesehen hatten. Er war nicht dort, dafür Sylvia und Heinz vom Cat Mambo, die wir erstmals in Cartagena trafen – wir gingen zum  gemeinsamem Essen in die Strandbeiz – wir wollten eigentlich noch bei Tageslicht durch die schwierige Riffpassage am Eingang des Dingipasses fahren – da es aber spät und finster wurde, offerierten uns die beiden bei ihnen zu übernachten. Wir wollten versuchen die Passage zu finden und erhielten eine Taschenlampe mit auf den Weg.

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Der erste Versuch die Riffpassage in stockdunkler Nacht zu finden scheiterte kläglich – die Taschenlampe vermochte nichts auszurichten. Die nicht  sehr hohen aber langen Wellen trugen uns aufs Riff – Schuhe anziehen, wegen Verletzungsgefahr, aussteigen – Leena bleibt im Boot – Dingi vom Riff wegziehen bis ich bis zum Bauchnabel in Kleidern im offenen Meer stehe IMG_1684 Riffdurchfahrt Dingipass.jpg– sehr vorsichtiger zweiter und dritter Versuch ebenfalls erfolglos – also kehren wir zur Mambo zurück, wo wir noch einen lustigen Abend beim Kartenspiel verbringen und wo uns diese Nacht Asyl geboten wird – na ja, wie heisst es doch bei Udo Jürgen „mit 66 Jahren fängt das Leben erst an“.

Eines Tages fällt uns ein Boot auf, das wir bereits vor ¾ Jahren bei einem Zwischenstopp am gleichen Bojenplatz gesehen hatten – auf die Frage, ob denn das Boot schon so lange unbewohnt sei, bekommen wir von einem ansässigen Franzosen zur Antwort, dass das Besitzerpaar seit 4 Jahren im Gefängnis sei und noch 3 Jahre dort wegen Drogenhandel einsitzen müsse…

Es könnte einen aber auch unwissentlich treffen, wie im Falle eines Seglers (so wurde uns erzählt), der als er in einer karibischen Bucht ankerte, Besuch von Polizeitauchern erhielt, welche ein an seinem Kiel befestigtes Drogenpaket zu Tage förderten…er wusste anscheinend nichts davon, dass er als Transporteur missbraucht wurde.

Also häufige Unterwasser-Boots-Checks vornehmen (;-) …

 

Inzwischen ist es Mitte Februar geworden:

Weil wir mit Michel mehr als einen guten und zuverlässigen Mechaniker und Elektriker haben, und der als langjähriger Segler viel Erfahrung hat, nützen wir die Zeit um gemeinsam dies und jenes zu optimieren. Wir verbessern u.a. die Situation Bilgenpumpen, Leitungen und Ventile, alle unter der Wasserlinie liegend, um allfällige Unliebsamkeiten zu verhindern und die das Seglerleben bequemer, sicherer und beruhigender machen.

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Michel und seine Frau Françoise laden uns in ihr Haus zum feinen Diner nach französischer Art ein – doch vorerst gab’s eine 20 minütige Dingifahrt im strömenden Regen.

IMG_1615 a Michel & Françoise.jpgWir verbringen einen interessanten und auch lustigen Nachmittag, während es draussen meist wie aus Kübeln schüttet. Die beiden freut’s, ging doch langsam das Trink- bzw. Regenwasser der Neige zu. In der Tat hat es seit unserer Rückkehr nach Panama kaum geregnet. Wir tauschen, wie in solchen Fällen üblich, einiges über unsere Lebensgeschichten aus. Nach 16 Jahren Segeln zur See, wurden sie hier vor 7 Jahren sesshaft und gehen alle 2 Jahre nach Paris zurück um ihre Kinder zu besuchen. Es ist einfach in Panama eine Niederlassungsbewilligung zu erhalten. Wer ausweisen kann, dass sein Einkommen mehr als 1000.-US$ pro Monat beträgt, kann ansässig werden und bezahlt keine Steuern! Da es nur eine Trocken- und eine Regenzeit mit kleinen Temperaturschwankungen gibt, braucht es  wenig Kleider und das Leben hier ist billig. Weisse Ausländer – in der Regel besser gestellt als Einheimische – leben unbehelligt neben den allgemein freundlichen Panamesen (meist jedoch ohne spezielle Kontakte).

Eine Alternative hier zu leben ist es allemal aber selber verfolgen wir andere Pläne…

Die technischen Arbeiten sind praktisch abgeschlossen – genau genommen sind sie es nie – ist etwas erledigt tauchen oft 2 neue, z.T. als Folge davon auf.

Dann noch anstrengende Einkäufe in vielen verschiedenen Läden in Colon – Michel und Françoise wissen wo auch schwierig zu findende Artikel erhältlich sind – neben Spezialgeschäften gibt es Billigläden – 1 Paar schicke Damenschuhe (Schickimiki) für 1 $ 99! – gute Herrenschuhe von 8.- bis 34.-$ – teurere gibt es nicht. Besonders in grossen Kaufhäusern „weiss das Personal nichts“ – latscht und schwatzt herum – fragt man etwas, ist die Antwort häufig „haben wir nicht“, bis man freundlich insistiert – na ja es gäbe halt Arbeit… zu verurteilen ist aber fehl am Platz – es wäre vermessen mit europäischen Standards zu vergleichen; u.a. beträgt der Monatslohn 250.- bis 300.- US$…

Auffallend: wenige Leute lesen – oder wenn, dann meist nur „Mist“ (es gibt fast nur solchen) – Michel zeigt auf eine Auslage mit ca 10 verschiedenen „Bildzeitungen“, alle mit Titeln wie:  dieser Mann ein Mörder – Überfall mit Toten – Polizei erwischt Drogenhändler – Unglück, Misshandlung etc. Na ja, (Aus-) Bildung wo bleibst du?

Laden Michel und Françoise unsererseits ein – verbringen einen schönen Abend – dann heisst es wieder mal Abschied nehmen von liebgewonnenen Freunden.

IMG_1687 Anker streichen.JPGNoch 1 Tag Arbeit mit Anker streichen, Kettenmarkierungen anbringen, restliches Freibord und Deckaufbauten polieren – die herausgeputzte NICONE ist innen wie aussen wieder ein schöner stolzer Schwan.

 

 

IMG_1667a Orchideenstrauss von Freunden zum Abschied.jpg   Orchideen – am ruhigen Boots-Standort


Fahrt zur Shelterbay bzw zum Panamakanal

Am18.2.11 verlassen wir die familiäre Panamarina, wo wir uns gut gefühlt haben und segeln mit raumem und achterlichem Wind aus NE sowie gutem Speed unter Genua und Besan zur 10 Seemeilen entfernten Ankerbucht Buenaventura – andern Tags noch 3 Seemeilen zurück nach Puertobello, wo Michel nochmals kurz an Bord kommt, wegen Bilgenpumpentechnik.

Dann am Sonntag, unter gleichen Verhältnissen wie 2 Tage zuvor, ein weiterer feiner Segelritt bei Wind mit 18 Knoten aus NE – das wäre der Wind den wir uns für die bevorstehenden Langstrecken wünschen! – Es war eine tolle Fahrt bis zur 20 Seemeilen entfernten Shelterbay-Marina, wo wir Marie-Therese und Paul wieder sehen und wo wir nun die Kanaldurchfahrt in den Pazifik organisieren wollen…

Bis später…

Alle Fotos „Reisevorbereitumg“

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