Aktuell November / Dezember 2014

Regenzeit vorbei – Boot und uns fit machen 

Dass die Regenzeit sich dem Ende nähert merkt man daran, dass sich Segler aus allen möglichen Ecken der Welt wie Vögel versammeln, um demnächst grössere Land-Wasser-Land- Distanzen in Angriff zu nehmen – einige bleiben zwar im Seegebiet, einige zieht es ostwärts Richtung Pazifik, andere verladen ihr Boot auf einen Frachter, der einen Sammeltransport durchs Rote Meer ins Mittelmeer anbietet, die meisten aber wollen im Januar / Februar wenn die Winde günstig sind, westwärts über den Indischen Ozean nach Südafrika segeln.

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Die Winde, in der zweiten Novemberhälfte noch etwas zaghaft, begannen sich von West- auf Nordost einzupendeln – heiss ist es weiterhin, aber jetzt weht des Öfteren eine Brise aus der richtigen Richtung (NE), was das Leben angenehmer macht – zwischendurch gibt’s etwas Landregen und Abends noch Hitzegewitter – gelegentlich treten immer noch starke Gewitter und Sturmwinde auf.

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Nach unserem Vietnam-Ausflug noch dies und das erledigt, wie Deckreinigung, an der Salzwasserpumpe des Motors Impeller gewechselt – obwohl Servicezeit noch nicht erreicht, war dies eine gute Entscheidung, war doch eine Lippe abgebrochen, sodann vergebliche Wiederbelebungsversuche des Kühlaggregates – da wir hier zeitlich kein neues bekommen können, das dann auch noch eingebaut werden müsste und wir wieder Richtung Thailand starten wollen, besorgten wir deshalb ziemliche Mengen von Eis und wunderten uns weshalb wir in der Bilge viel Wasser hatten – merkten erst später, dass es vom geschmolzenen Eis herrührte – dann noch Arztbesuch (au meine Hand) – Computer ausgestiegen (zum Entsorgen!) und auf Zweitrechner neu ein Problem, das aber Marc unser Schwiegersohn mit Bravour löste, d.h. telefonisch Fehler evaluiert, via Internet Daten gesendet, die wir von Drittrechner „umladen“ und wiederum telefonisch zusammen montieren – ganz einfach… (;-)

Am 19. November ist es soweit – Verabschiedung von Freunden – sie arbeiten hier noch weiter an ihren Booten und einige werden wir wieder sehen – wir verlassen die Rebak-Marina, wo das Boot seit März platziert war – fahren zum Ankerplatz von Kuah, der Hauptstad der Insel Langkawi, wo wir am nächsten Tag ausklarieren werden – bereits auf der mit 11 sm kurzen Strecke macht sich das altbekannte Gefühl des Freiseins deutlich bemerkbar – wunderbar! dann noch einiges an Ess- und Trinkwaren bunkern und nach einer weiteren Nacht verlassen wir Malaysia und legen nach Thailand ab.

Am folgenden Tag rutscht meine gute Befindlichkeit allerdings gegen Null – die der Bordfrau ist zum Glück gut und wie so oft ausgeglichener als ich es bin – habe seit einiger Zeit starke Schmerzen in linker Hand und rechtem Oberarm – ich hadere: wie soll ich dermassen handicapiert die anfallenden Bordtätigkeiten verrichten und die Zukunft… – dazu kommt dass plötzlich das vordere WC blockiert ist… Sch… – kann warten, haben ja noch ein zweites – und …

In solchen Momenten wünscht man sich ein ruhigeres Leben in einer Umgebung wo alles funktioniert und z.B. in der Nähe der Enkelkinder… heute würde ich sofort tauschen… aber morgen (;-) …

Von Malaysia nach Thailand

Memo: die Route legten wir im Dezember 2013 ohne Zwischenhalt schon einmal zurück- damals nachts mit einer vermutlichen Berührung einer Boje – nun haben wir mehr Zeit:

Wir beabsichtigen in 4 Tagesetappen nach Phuket zu gelangen, um dort einzuklarieren. Besondere Absicht (speziell der Bordfrau) ist es, das Boot in Thailand inwendig verschönern zu lassen – nach Jahren auf engem Raum ist das Innere etwas „abgelebt“ und kann dort zu günstigen Preisen und in guter Qualität erneuert werden. Dazu stehen ein paar andere Dinge an, deren Abklärung und allfällige Erledigung in Phuket wegen der vielen Marine-Fachgeschäfte und Spezialisten einfacher vor sich geht als in Malaysia.

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Die Grenze die Malaysia und Thailand trennt, ist schon kurz nach Langkawi erreicht – Flaggenwechsel – und nach dieser „Kaffeefahrt“, meist mit Motorunterstützung, ankern wir nach 45 sm zwischen zwei Inseln – Nieselregen am Abend und starke Winde und Wellen in der Nacht.

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Der folgende Tag verläuft bis Mittag ruhig, dann geraten wir fast zwischen zwei Schleppfischer, welche in grossem Abstand, parallel fahrend zwischen sich ein Netz schleppen – nach weiteren 45 sm ankern wir gerade rechtzeitig vor einem fürchterlichen Gewitter bei zwei kleinen Inseln – wir verstauen wegen Blitzschlaggefahr wieder mal unsere Computer und Mobiltelefone im sicheren Backofen – das Beiboot füllt sich in einer Stunde zu einem Viertel mit Regenwasser – auf dem automatischen Identifikations–System entdecken wir die österreichische „Pan Gea“, welche sich im Sturm langsam der Insel nähert. Wegen schlechtem Ankergrund fahren unsere Freunde dann aber in die Nacht hinein weiter – alles gut gegangen, wie wir später von ihnen erfahren – selber erlebten wir in dieser Nacht Schwell von der groben Sorte, rollte doch das Boot enorm und liess uns nur mässig schlafen.

4 a IMG_6023a passieren Fischerboot mit vielen Leuten das auf 50 m Tiefe ankert 4 b IMG_6024a
Die Insel Phi Phi Island war Ziel einer weiteren Tagesstrecke – unterwegs passierten wir ein mit vielen Leuten besetztes Fischerboot das auf über 50 Meter Tiefe verankert war und offenbar die Netze  in Ordnung brachte – fröhliches Winken und Zurufe auf thailändisch.

Auf der Touristenhochburg Phi Phi Island, mit unkontrolliertem Bau-Wildwuchs, ist viel Russisch zu hören und es gibt überall viel Lärm und Judihui-Angebote – unzählige Longtail- und andere Motorboote fahren die Touristen zu verschiedenen Inseln – überall kleine Stände und Bootreise-Anbieter: „Hallo! Boat!? very good!…

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wir kreuzen dieses kleine Segelboot, das unverantwortlich mit 17! Touristen beladen ist …

Kaufen Eis für unsere nicht funktionierende Kühlbox, haben Internet und können mit Skype die ersten Schritte unseres Enkelkindes Emil bewundern und freuen uns ausserdem diesen Ort morgen wieder zu verlassen.

Gelangen dann in wenigen Stunden Motorfahrt (praktisch kein Wind) nach Chalong, Phuket, wo wir für Thailand Einklarieren müssen – nachdem wir beim vermeintlichen Büro eintrafen, erklärte man uns, dass sich das neue Büro nun draussen am Ende des langen Piers befinde – also von dort wo wir herkommen – zurück und Überraschung: das Büro war geschlossen aber wir konnten durch die Verglasung einen Beamten schlafend über dem Pult sehen – wir schauten auf unsere Uhr – danach war offizielle Bürozeit – und klopften an – der Beamte öffnete nicht unfreundlich und führte uns in die neue Technik der Computeranmeldung ein – dann zur Immigration dem zweiten Büro nebenan – die Beamten schienen zu kichern – zuletzt noch zum Zoll, wo das Büro offen war und einer der Beamten – der für uns zuständige – am Pult seinen Lunch ass und uns wohl am liebsten in die Wüste geschickt hätte…

Für den Abend vereinbarten wir uns zum Essen mit unsern Schweizer Freunden die hier leben – nachdem sie nach einer halben Stunde über der vereinbarten Zeit nicht auftauchten, telefonierten wir Ihnen, dabei kam schliesslich heraus, dass wir unsere Uhren nach Verlassen von Malaysia nicht zurückgestellt hatten, bzw. eine Stunde zu früh, während der Mittagspause bei den Beamten zum Einklarieren erschienen waren … lustig aber peinlich … sorry liebe Beamte … keiner hat uns auf unseren Fehler hingewiesen – sie haben ihren Job gemacht.

Das Boot verlegten wir gleich am nächsten Tag in die 33 sm entfernte, nördlich gelegene Yacht Haven Marina, wo man uns noch vom Jahr zuvor her kannte und wir freundlich empfangen wurden. Hier treffen wir „alte Freunde“ von Sail Indonesia wieder.

Auf den Aussenplätzen der Marina, wo es etwas tiefer ist und sie besser an- und ablegen können, befinden sich einige der Grossen:

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Wie geplant und vereinbart, erfolgte hier die Installation eines Kühlaggregates und einige Innenarbeiten –– in den nächsten 10 Tagen ist im Boot emsiges Treiben durch Handwerker angesagt, welche allesamt einen guten Job erledigten

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dieser Mann, immer fröhlich kam 7 mal,  jeweils früh morgens um den Fussboden zu schleifen bzw. zu lackieren

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es ist immer wieder erstaunlich, wie in unscheinbaren Werkstätten wie dieser – sie ist Spezialist für hochklassige Schiffsböden – Dinge von höchster Qualität hergestellt werden.

dazwischen Eigenarbeiten von Leena und mir, Einkäufe, Wäsche, Organisation und Wartung der Rettungsinsel, Feuerlöschgeräte, Funk-Rettungsboje, Check Notsignale und vieles andere.

13 Liferaft 14 Zubehîr Rettungsinsel
… die Rettungsinsel mit Zubehör – hier beim Check in aufgeblasenem Zustand – sonst zusammengepackt in einer Box und in Bereitschaft auf dem Deck – hoffen, dass wir sie nie im Ernstfall benötigen …

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Vorbei an solchen Flosshütten fuhren wir an einem Sonntag mit dem Beiboot zur etwas abgelegenen Premier Boat Yard-Weft – unter anderem trafen wir das russische Paar Natascha & Alexis, welche von Wladiwostok hierher gesegelt sind und nun die norwegische Holz-Ketsch – sie ist früher offenbar lange in tropischen Gewässern gekreuzt – wegen enormem Termitenbefall restaurieren – z.T. müssen Planken ausgewechselt werden – die sympathischen Leute arbeiteten dafür hart seit 3 Monaten und es dürfte noch dauern bis das Boot wieder seetauglich ist.

16 DSCF0024a Norwegische Holz-Ketsch 17 DSCF0025a von Termiten zerfressen
Alsdann die Nicone innen wieder „bordfrautauglich“ war –  gefällt mir auch (;-) – gab es ein Wiedersehen mit SY Amigo – sie überbringen uns ein Paket von unseren Liebsten, welches ein Tag nach unserer Abreise in der Rebak-Marina eintraf

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Beim Essen am Strand (und die Füsse im Sand) erfahren wir Neuigkeiten von den noch in Malaysia weilenden Freunden, die in ein paar Wochen nachfolgen werden – wie wir wollen die „Amigos“ technische Abklärungen vornehmen, welche am einfachsten in der sogenannten Boat-Lagoon mit den vielen dortigen Spezialisten, Geschäften und Möglichkeiten erledigt werden können.

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An unserem Hochzeitstag gibt es eine Schönwetter-Fahrt dort hin – wir kennen die Anfahrt der letzten 3 sm  noch vom Jahr zuvor:  danach geht es entlang Pfosten bzw. Untiefen, die nur bei hoher Tide befahren werden können – trotz Achtsamkeit haben wir beide Boote mehrmals Boden-Schlamm-Kontakt – ob unser noch junges Antifouling dabei gelitten hat …

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in der Boat-Lagoon liegen wir am Steg direkt beim Leuchtturm in der Nachbarschaft von zwei Schweizer Booten und  einem Kaffee mit feinen Croissants am Quai.

Nach verschiedenen Energie-Messungen bauen wir neue Bordbatterien ein – ziehen neue Solarpanele in Erwägung und treffen Abklärungen betreffend Möglichkeiten einer Kutter-Rollreff-Anlage, was einige Änderungen am Rigg bedeuten würde – schliesslich zeigt sich, dass Aufwand,  Zeitfaktor (Weihnachten Neujahr stehen bevor) und Kosten gross und das Resultat ungewiss ist – hingegen steht damit fest, dass es ein neues Stagsegel braucht – der Segelmacher kommt ein erstes Mal und später für genaue Messungen ein zweites Mal mit einem „Experten“ vorbei.

Schlechte Zeiten am Jahresende!?

In dieser Zeit erhalte ich von einem bayrischen Arzt, dem ich sehr vertraue und den ich wegen meiner starken Arm-Schulter-Schmerzen aufsuchte, nach vorläufiger Untersuchung mit Röntgenbildern, eine Langzeitspritze, Medikamente und den mässigen Bescheid, dass es mit Segeln evtl. dann mal vorbei sei, wegen Risiko und so … – Recht hat er, trotzdem ein Tiefschlag bei meiner schon angeschlagene Moral – also versuche ich, wie nahe gelegt, mal den Arm zu schonen – falls keine Besserung eintrete, müsse für eine klare Diagnose ein MRI gemacht werden – so war es auch – das MRI nach 10 Tagen bestätigt die Befürchtungen – eine weitere Spritze und Medikamente und absolute Schonung des Armes … nicht ganz einfach auf dem Segelboot, auch wenn es vor Anker liegt … obwohl nicht ganz überrascht, nagt die Situation an uns beiden – wie weiter, wenn keine Besserung eintreten sollte…

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In der Zwischenzeit beschlossen wir mit 2 andern Booten zur Hochwasserzeit die Boat-Lagoon zu verlassen – beim Start des Motors stellt dieser nach kurzer Zeit wieder ab… schauen uns gross an – ebenso beim 2. Und 3. Versuch – die andern fahren aus – wir bleiben hier, wo wir das Problem eher lösen können als unterwegs – weil Weekend, ist kein Mechaniker zu finden – mit Assistenzdienst von Leena versuche ich den Fehler bis spät abends erfolglos zu lokalisieren – mal läuft der Motor längere Zeit – dann wieder nicht – wir stinken beide nach Diesel und gehen frustriert zum Duschen und Baden im Pool – Fortsetzung am Sonntag: juhui Problem gelöst: Motor läuft auch nach mehreren Tests

Montag: wir wollen Auslaufen – beim Starten stellt der Motor wieder ab… kann schliesslich zwei Spezialisten zuziehen – nicht eben einfach beim Vorweihnachtsbetrieb – sie fanden auch nichts –  irgendwie tröstlich, dass selbst Profis dem Problem nicht beikamen – kurz vor deren Feierabend dann doch Erfolg (bin stolz an meiner Mitarbeit): in der Ansaugleitung fanden wir schliesslich ein sehr kleines Stück Stoff, das offensichtlich manchmal genügend Diesel passieren liess, manchmal aber nicht – sehr perfid – wie es in den Tank gelangte bleibt ein Rätsel – jedenfalls aufatmen

Melden uns zum dritten Male ab und verlassen nach 3 Tagen Verlängerung bei strömendem Regen „happy“  die Boat-Lagoon – zufrieden auch deshalb, weil es seit längerer Zeit super Windbedingungen gibt – bei auslaufender Tide fegen wir der südlich gelegenen Ankerbucht (Ostseite) von Chalong entgegen, wo wir wieder auf unsere Freunde treffen – mit ihnen feiern wir Weihnachten an Bord.

Bei aller Unsicherheit bezüglich Weiterreise wegen Arm-Schulter-Beschwerden, machen wir Pläne für die Weiterfahrt in ein paar Wochen und prüfen dabei einen Umweg über die Andaman-Islands (Indien) – sie sollen sehr schön sein mit absolut klarem Wasser zum Schnorcheln und Tauchen, jedoch etwas schwierigen Behörden und gewissen Schikanen – grösstes Hindernis ist dabei das Visa, für welches wir extra nach Bangkok – Flug oder 12 Std Bus –  gehen müssten um Fingerprints zu machen, ausserdem hat die Botschaft dort Neujahrsferien und die Ausstellung des Visa würde voraussichtlich 10 – 14 Tage dauern und… schade aber wir verzichten schliesslich.

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Die Nicone verlegten wir in die schöne und gut geschützte Ankerbucht Nay Harn, wo wir mit 7 weiteren Crews den Jahreswechsel am Beach verbrachten – ein schöner Start ins neue Jahr – sitzend im Sand bestaunen wir mit Gross und Klein aus verschiedener Nationen die Lichter über der Bucht von Booten, Mond, Sterne, Feuerwerk und hunderten von glückbringenden Heissluftballonen.

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