Zwischenbericht Januar-Februar 2016

von Thailand 1100 Seemeilen westwärts nach Sri Lanka

Die Pläne sind gemacht – der Indische Ozean wartet

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Di 26. Jan.

Kurze Lagebesprechung der Nicone-Crew d.h. zwischen Captain & Bordfrau… – nach nur 5 Tagen wieder Ausklarieren in Phuket, Thailand: kaum zu glauben – immer wieder Thema Ein- und Ausklarieren: beim Einklarieren von Sumatra kommend mussten wir alle Daten auf dem Computer wegen neuer Software neu eingeben – jetzt zum dritten Mal, weil der Surfer vor 3 Tagen abgestürzt sei – aber das nächste Mal sei alles viel besser! – schöööön, schade, wir erleben es wohl nicht mehr, falls nicht besondere Umstände uns zwingen mal zurück zu kehren.

Das Windfenster für die nächsten 10 Tage lautet 1-2 Tage gut – gefolgt von 1-2 Tage mässig/zu wenig Wind – dann aber die weiteren Tage konstante Nordost–Winde.

Vier Boote wollen morgen ablegen, die „Camomile“ UK, „TinTin“ UK, „Inspiration Lady“ CA und „Nicone“ – die 3 andern Boote wollen Trincomale an der Ostküste, wir dagegen Galle an der Südküste von Sri Lanka anlaufen – Susan von der Camomile wird jeweils abends ein Funknetz betreuen für Kontakte (Sicherheit, Position, Infos) – wir rechnen mit einer Dauer von 9 – 11 Tagen auf offener See.

Die Überfahrt – See-Alltag unterwegs

Mi 27. Jan – 86 nm (nautische Meilen)

Ablegen bei Morgendämmerung – kabbelige See – mehrere Frachter – fliegende Fische – Delfine kreuzen unsere Spur mit Luftsprüngen – Funk: Positionen, 1 Boot startet erst morgen – kommen mit nur 7 statt der 15 angesagten Knoten Wind weniger voran als berechnet.

Do 28. Jan – 92 nm

01:00: Leena auf Wache muss  Motor anstellen um einem Fischer auszuweichen – 02:15 plötzlich starker „falscher“ Wind – es pfeift, rüttelt und schüttelt –  Hektik unter Vollbesegelung – 1 Glas geht in Brüche, Niederholer-Vorrichtung ausgerissen/def. – 02:40 alles prov. geregelt und auf Kurs – bei Tag

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dann unruhige Fahrt mit mehreren kabbeligen Seestreifen – zeitweise 4 Segel angeschlagen (Genua,Stagsegel, Gross und Besan) – Wind fällt zusammen – 16:00: Motor anstellen – Regen und offensichtlich längere beinahe windlose Strecke und Nacht vor uns

Fr 29. Jan – 122 nm

ruhige Nacht unter Motor – zaghaftes Einsetzen von Wind aus Nord – Motorsegeln – bis jetzt geruhsamer Freitag – hoffentlich bleibt das so wenn wir spät die Nordspitze der Nicobar-Inseln passieren – die Inseln sind administrativ Indien zugeteilt – gemäss Guide soll man nicht zu nahe segeln – Yachten dürfen nicht ankern – angeblich zum Schutze der Ureinwohner – eher wohl aus militärischen Gründen, hat Indien doch russische Anlagen übernommen – als sicher gilt, dass man im „Sombrero-Channel“ zu Wasser und aus der Luft gut überwacht ist – Segler sollen auch schon mal verhaftet worden sein – Bar-Stories? – wir passieren in ca. 3 Stunden um 20:00… also falls ihr nichts von uns hört, danke für’s Nachforschen (;-) – vor noch nicht allzu langer Zeit soll es hier auch noch Kopfjagd und Kanibalismus gegeben haben…
… dann bei der Passage keine Coastguard, kein Licht bei den Inseln, kein Funkaufruf, einfach nichts – sind fast etwas enttäuscht – aber besser so – hatten vor dem Kap noch sehr starken Mitstrom und obwohl nur 8 Kn Wind, erreichten wir 7.5 Kn Geschwindigkeit – fast schlagartig dann Gegenströmung mit nur noch 2.5 Kn Geschwindigkeit! – typischer Kap-Effekt – um 22:00 dann zaghaftes Einsetzen des ersehnten Windes aus nördlicher Richtung – endlich Motor aus nach 21 Std Motorsegeln!

Sa 30. Jan. – 144 nm

Wind aus dem des Seglers Träume sind: endlich ist der erwartete NNE-Wind da, der mehrere Tage anhalten wird bzw. soll – er entwickelt sich bis in die Morgenstunden immer besser – Aktion Bootstrimm: Backstag an Steuerbord setzen – 1 Reff im Gross-Segel – alle 3 Segel etwas fieren – ab geht die Post den ganzen Tag mit 7–8> Kn Boots-Geschw. mit entsprechenden Wellen um 2m Höhe, teilw. mehr, aus Windrichtung – für die Nacht werden wir vermehrt Segel reffen

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Zeit für eine Ode an das Boot: 
Nun haben wir den Wind
Aus dem der Segler Träume sind
Räumlich von hinten
Lässt er die Nicone sprinten
Manchmal sanft, dann mit List
Meistert sie die schäumende Gischt
Tanzt und hüpft, ist im Element
Das sie liebt und so gut kennt
Und einfach fabelhaft
Wie sie freche Wellen schafft
Einige an die Bordwand klatschen
Sie wollen nur das Boot begrabschen
Hier in der Bengalen-Bucht
Treten sie auf mit grosser Wucht
Diesen gilt es dann zu trotzen
So manche Crew musste schon mal k…
Ihr See-Verhalten ist nicht ohne
Das ist die Stärke der Nicone

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31. Jan. – 154 nm

ruppige letzte Nacht – beide mässig geschlafen – die Wellen werden höher – schnelle Fahrt – Skippers geliebte Müeslischale fliegt durch das Cockpit – überall Glassplitter – mühsam zu putzen beim starken Seegang – aber wie heisst es doch so schön: Scherben bringen Glück
aber was heisst Glück… – überhaupt sind sämtliche alltäglichen Bewegungen an Bord nicht eben einfach – das merkt Leena besonders beim Kochen, ich beim Hantieren an Deck – aber das weiss man ja – Segeln hat halt seinen Preis, dafür sind Erlebnisse wie heute schon eine aussergewöhnliche Sache, so nur mit dem Wind über das raue Wasser zu brettern (;-)
Heute ist „Bergfest“: die Hälfte der Route hinter uns, d.h. noch 550 Seemeilen bis Sri Lanka – um 21:30 trifft uns in schwarzer Nacht ein sog. Squall (starke Bö mit Gewitter), der plötzlich innerhalb von 2-3 Minuten auftrat, das Boot wie verrückt beschleunigte und uns das Bordleben für 30 Min. schwer machte – die bereits gerefften Segel weiter reffen… au meine
Schultern – Leena hat ihre Nachtruhe unterbrochen um zu helfen – benötige danach noch etliche Zeit um alles wieder zu regeln (Leinen entwirren, Bootstrimm, Windpilot einstellen…) – dann problemlos und schnell weiter durch die Nacht

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1. Feb. – 158 nm

Von 00;00 – 24:00 Uhr ganze Zeit gut unterwegs – leicht bedeckter Himmel – hier die Logbuch-Daten um 12:00: Position: 06°44.0‘ N  – 087°03.4’E – Wind: Nordost 14-18 (Böen bis 22) Knoten – Wellenhöhe um 3-3.5 m aus Windrichtung – Steuerung: Windfahnen-Pilot – Kurs 263° – Segel: Genua auf 1/3 gekürzt, Gross 1 Reff, Besan – SOG (Geschwindigkeit
über Grund): 6.5 – 8.1 Kn
Nur ein Frachter auf Karten-Plotter gesehen – Wetter via Pactor/Kurzwelle: konstante Winde aus Nordost bleiben in den nächsten Tagen – werden somit wohl nur 8 statt 9-11 Tage benötigen – heute mit 158 Seemeilen wieder gutes Etmal – daneben keine besonderen Vorkommnisse, nur aufpassen, um blaue Flecken zu vermeiden…

 2. Feb. – 147 nm

Letzte Nacht schnelle Fahrt unter gerefften Segeln bei bewegter See – sind zu schnell für eine Ankunft bei Tag (nur eine solche kommt in Frage) in 2 Tagen – für eine Ankunft bereits bis morgen Abend reicht es hingegen nicht – noch 260 sm to go, besondere Vorkommnisse ausgeschlossen – somit wollen wir die Geschwindigkeit drastisch reduzieren – z.Z. von 8.2 Kn auf 5.5 Kn – also weiter reffen: Rollgenua auf sehr kleinen Fetzen gekürzt, 3 Reffs im Gross-Segel, 2 Reffs im Besan-Segel – immer noch zu schnell… um 15:00 Gross-Segel geborgen – weiter mit leicht gereffter Genua und Besan.
18:00 ständig mehr Gross-Schiffahrt auf Kartenplotter zu sehen

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Bild: diese anrollende Welle ist nicht so bedrohlich wie es aussieht

Hier an der Südspitze von Sri Lanka findet westwärts (Indien, Rotes Meer) und ostwärts
(Seestr. von Malacca, Singapore) eine Massierung des Frachtverkehrs statt – dabei auch die „Bernina“ unter Schweizer Flagge.

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03. Feb.

Wegen reduzierter Geschwindigkeit hatten wir vergangene Nacht ziemliches Geschaukel – aber alles ok – könnten bedeutend schneller sein – segeln aber auch heute mit herab gesetzter Geschwindigkeit – bei anderen Gelegenheiten wären wir froh 6 Kn Speed zu haben.
Um 09:15 nimmt ein Fischerboot im 90°-Winkel von Steuerbord direkten Kurs auf uns – mulmiges Gefühl – nur abergläubische Fischer, welche die bösen Geister von ihrem Boot auf das unsrige überspringen lassen wollen? – schliesslich passiert es uns in ca. 50m Abstand achterlich, winkt und weiter fährt.
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Zeit umgestellt – wir gewinnen 1 ½ Stunden – neu: Sri Lanka-Zeit (UTC+ 5 1/2) – zu

Mitteleuropa sind wir noch 4 ½ voraus.
Bei Dunkelheit gelangen wir in die Küstennähe von Sri Lanka – die See wird immer ruhiger dafür gibt’s starke Strömung, so dass das Boot um 40°(Ausrichtung) von der tatsächlichen Fahrt über Grund abweicht, d.h. etwas schräg vorankommt – stört nicht – nur beachten dass wir nicht dorthin segeln wohin das Boot hin zeigt – wieder rel. viele Fischerboote in den Nachtstunden.

04.Feb. Ankunft (Sri Lanka-Independent Day)

04:30: Süd-Kap passiert – ½ h später stellt Wind ab – mit Motor nach Galle – 08:30 Anfahrt Galle – Funkanruf: Anmeldung Ankunft, Bootsdaten angeben, Anweisung Einklarierungs-Prozedere entgegen nehmen – 10:30 am Anker mit 3 Booten unter kanadischer Flagge und …unserem Schweizernachbar, der mit „Connivence“ und Partnerin morgen nach den Malediven ablegt.

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Zusammenfassung:

Eine erste Sequenz des Indischen Ozeans haben wir nun hinter uns – gefällt uns – ein Zurück gibt es windbedingt nicht.
De Wetterprognosen waren recht genau, wenn auch Böen und Wellenhöhe die Werte überstiegen.
Dank konstanten Winden ab dem 4. Tag aus Nordost erreichten wir Galle in (nur) 8 Tagen
Das Kriterum Schulter bleibt bestehen, aber es gibt ja auch noch andere…
Es war eine mindestens zeitweise anspruchsvolle, jedoch tolle Fahrt ohne grössere Probleme.
Die Bordfrau hat dabei grossen Anteil am Gelingen – Assistenz generell und bei der Bootsführung sowie u.a. feine gute Küche – wie bekannt erhebend für die Moral und bewundernswert wie sie es schafft bei rauem Seegang.

Aussicht:

Etwas Gemächlichkeit ist in nächster Zeit angesagt mit Einblick in das Leben hier und in die Kultur des Landes.

Gegen Ende Februar dann geplanter Aufbruch zu den ca 450 Seemeilen entfernten Malediven, die wir mit einigen Aufenthalten an verschiedenen Ankerplätzen von Nord nach Süd befahren wollen – freuen uns auf Überfahrt und türkisblaues Wasser mit legendären Schnorchel- und Tauchmöglichkeiten.

So… worauf freut ihr euch? – jedenfalls gute Gesundheit – bis später.

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